Beobachtungnacht vom 10/11.07.2015

Instrumentarium: - 25" f/4 (2540mm) Dobson, Canon EOS 70D

Beobachtungsort: Farm Tivoli, Namibia, 1350m Seehöhe


Zeit: 17.30 Uhr - 2.30 Uhr Namibische Winterzeit (UTC+1)

Bedingungen: wieder recht mild mit 7-10°C, fst 7m+, relativ gute Transparenz, leichter Wind, sehr dunkel, Seeing phasenweise gut.

Heute erkundete ich die Farm etwas und schaute mir an was es neben der Astronomie so gab - und zwar Lammung, also junge Lämmer. Nach einem entspannten Nachmittag stand mir die 2. Nacht am 25" Dobson bevor. Die Objektauswahl war bei der ungeheuren Menge an potentiellen Zielen sehr schwer. Nach der traumhaften Dämmerung ging es los.   

Reinhold mit den jungen Lämmern

Reinhold katalogisiert die jungen Lämmer genauso sorgfältig wie ein Astronom seine Beobachtungen :-)

 

Das Zweigestirn aus Sinnwelleck und Fuscherkarkopf ist immer wieder beeindruckend - dahinter lugt der Großglockner und die Glocknerwand hervor

 

NGC 3132 (PN) (Vel) 9,3mag

Der Eight-Burst oder Südlicher Ringnebel genannte PN stand schon lange auf meiner Wunschliste. Im 25mm Okular war sofort ein großes, helles Nebelscheibchen erkennbar. Bei 6-8mm wird daraus ein ovaler Ring. Das innere ist heller als z.B. bei M 57. Der helle "Zentralstern" ist bei allen Vergrößerungen erkennbar, jedoch erst bei hoher Vergrößerung fällt seine etwas exzentrische Lage auf. Im Nordwesten und Südwesten sind 2 Ausbuchtungen erkennbar. In der südwestlichen Ausbuchtung findet sich ein schwacher Stern. Der Ring selbst zeigt im Osten und Westen seine hellsten Bereiche.   

NGC 3132

NGC 3132 im 25" bei423x

NGC 3201 (GC) (Vel) 6,9mag

Auf den ersten Blick eher überraschnend für einen Kugelsternhaufen dieser Helligkeit. Hell und groß aber sehr schütter. Die zentrale Aufhellung fehlt fast ganz. Über die gesamte Fläche sind schwache und hellere Sterne aufgelöst. Indirekt ist eine angelöste, schwache Sternenzusammenballung im Zentrum erkennbar.

Dann war Zeit für das Abendessen. Mein Versuch, diese Zeit für eine Intervall-Aufnahme zu erstellen scheiterte nach 30 Bildern.

ESO 97-G13 (Circinus-Galaxie) (Gx) (Cir)

Auch im 25" ist die Cirinus-Galaxie erstaunlich klein. Sie zeigt sich als recht schwache, kleine Ellipse mit leichter, zentraler Aufhellung. Das Elongationsverhältnis beträgt 3:1. In direkt ist mit 6mm ein schwaches Staubband um das Zentrum angedeutet. 

ESO 97-G13

Die Circinus-Galaxie im 25"

NGC 5128 (Centaurus A)(Gx) (Cen) 6,6mag

Bereits bei 35mm ist Centaurus A ein spannender Anblick. Das Staubband ist überdeutlich. Quer zum Staubband sind die sehr ausgedehnten Bereiche des Halos langgestreckt zu beiden Seiten erkennbar. Mit 25mm ist die Galaxie ein absoluter Kracher. Das Staubband ist viel breiter, als ich es mir vorgestellt habe. Bei 8mm sind viele Details im Staubband erkennbar. Ein Stern im Staubband ist von Nebel umgeben. Mitten im Staubband zieht sich eine feine Trennlinie die auch Knoten und Sterne enthält. Auch an der nördlichen Kante des Staubbands ist ein auffälliger Knoten erkennbar.

ESO 97-G13

Details in Centaurus A im 25"

Pismis 20 (Oc) (Cir)

Ein heller und kompakter Sternhaufen, der bei 25mm im Gesichtsfeld auffällt. Bei 8mm sind 13-14 Sterne in kompakter Anordnung erkennbar. Der Sternhaufen hat eine längliche Form. Ein oranger Stern im Haufen sticht hervor.

Pismis 21 (Oc) (Cir)

Etwas lockerer als Pismis 20 aber insgesamt immer noch kompakt zeigt sich Pismis 21. In länglicher Form ordnen sich um einen farbigen Doppelstern einige schwache Sterne an.

PN G322.4-02.6 (Menzel 1) (PN) (Nor)

Der PN ist bei 101xmm sofort als heller Nebel erkennbar. Bei 423x-846x erscheint er rund-oval. Die Seiten sind heller. In einer Seite ist ein schwacher Stern erkennbar. Auf der anderen Seite zeigt sich ein Helligkeitsknoten. Der Innenbereich ist nicht dunkel und es ist etwas Struktur erkennbar. Nur mit dem UHC-Filter sind die beiden Auswüchse nach Norden und Süden erkennbar.

* Danach war wieder etwas Astroshow angesagt. Neben 47 Tuc bestaunten wir heute zahlreiche Einzelobjekte in der Kleinen Magellanschen Wolke. Danach noch der helle Kugelsternhaufen NGC 6752 (zuerst aus versehen mit UHC *g*) und dann noch die Pavo-Galaxie NGC 6744, die sogar schon ihre Spiralstruktur zeigte.

Einzelobjekte der Kleinen Magellanschen Wolke - Teil 2

Dann war es wieder so weit - nachdem ich aus der vorherigen Nacht bereits wusste, was mich erwartet, setzte ich meine Tour in der Kleinen Magellanschen Wolke fort und startete heute bei ihrem vielleicht schönsten Einzelobjekt.

NGC 346 (GN) (Tuc)

Ein fantastischer Gasnebel, den ich sofort nach dem ersten Blick zeichnen wollte.´Man könnte ihn leicht mit einer Spiralgalaxie verwechseln. Ein sehr heller, sehr ausgedehnter Nebel zeigt sich bei 101x mit UHC-Filter. Etwas asymetrisch sitzt im Zentrum der hellste, balken-förmige Teil. Nach Süden hin ist eine bogenförmige Nebelbahn erkennbar, die an einen gewundenen Spiralarm erinnert. Nach Norden setzt sich der Nebel breiter fort und zeigt einige Unterbrechungen und Helligkeitsknoten.

NGC 346

NGC 346 im 25"

* Nachdem ich mich mühsam wieder losreißen konnte, gings weiter gen Süden zu einem weiteren Doppelobjekt Namens IC 1611/1612 aus dem bei genauer Betrachtung sogar ein Dreifachobjekt wurde.

IC 1611 (OC) (Tuc) 12,0mag

Hellster von 3 Sternhaufen. Relativ schwach. Bei 317x sind einige schwache Sterne vor einem körnigen Nebelfleck aufgelöst.

IC 1612 (OC) (Tuc) 12,5mag

Schwächster von den 3 Sternhaufen aber dafür der Größte. Es zeigen sich einige locker verstreute, schwache Sternchen. Indirekt ist ein Nebel erkennbar. 

Lindsay 63 (OC) (Tuc)

Die Überraschung unter den 3 Sternhaufen, denn nicht auf meiner Karte. Bei 317x zeigt sich ein kleiner, kompakter Sternknoten, der mit indirekter Sicht noch nebelig erscheint. 

Lin 66 (OC) (Tuc)

Erscheint bei 317x als recht helle, sehr kompakte Sternkette mit etwas umgebendem Nebel.

* Bevor es im zentralen Bereich weitergeht noch ein Schwenk in den westlichen Teil der Wolke.

NGC 376 (OC) (Tuc)

Für die SMC typischer, ziemlich heller und äußerst kompakter Sternhaufen. Sofort auffallend ist die dreieckige Form. Bei 181x ist das Objekt allenfalls in einzelne Helligkeitszentren trennbart. 

NGC 419 (OC) (Tuc)

NGC 419 erscheint bei 181x als recht heller und recht großer runder Nebel, der ab 181x indirekt leicht körnig wird. Insgesamt erscheint das Objekt wie ein weit entfernter Kugelsternhaufen.

* Das Feld um NGC 456, NGC 460 und NGC 465 erweist sich als sehr komplex!

NGC 465 (OC) (Tuc) 11,5mag

NGC 465 zeigt sich als relativ sternarme, halbkreis-förmige Sternwolke. Hier ist auch mit UHC kein Nebel zu sehen. Dafür ist ganz in der Nähe der Nebel NGC 460. 

NGC 460 (OC+GN) (Tuc) 12,5mag

Ein spannendes Feld. NGC 460 erscheint als ovaler, kompakter Nebel bei einem Stern oder Sternknoten. Direkt südlich ist noch ein 2. Nebel bei einigen Sternen erkennbar, der etwas schwächer ist und bei dem es sich um Henize 84B/SMC-N84B handelt. Henize 84 und NGC 460 scheinen teilweise identisch zu sein, wobei Henize die einzelnen Nebelteile mit A-D gekennzeichnet hat.   

NGC 456 (OC+GN) (Tuc)

Auch hier handelt es sich um einen komplexen Teil dieses Sternentstehungsgebiets um NGC 456 und NGC 460. NGC 456 ist visuell der größte Nebelteil. Direkt im Nebel ist ein hellerer Stern oder Sternknoten zu erkennen. Mit UHC-Filter fallen mir direkt nordöstlich am Nebel sowie noch etwas weiter nördwestlich 2 weitere Nebelknoten auf bei denen es sich um Henize 83B/SMC-N83B und Henize 84C/SMC-N84C handeln dürfte. Wie bei NGC 460 ist auch hier der Henize 83 deckungsgleich mit NGC 456, trennt jedoch die einzelnen Nebelteile auf.

IC 1662 (OC) (Tuc)

Auch im 25" ein sehr schwaches Objekt, das als länglicher Nebel und bei höherer Vergrößerung als Sternkette erscheint. 

IC 1626 (OC) (Tuc)

Dieser Sternhaufen erscheint als schwacher, ovaler Nebel. Bei 317x bllitzen die ersten, schwachen Sternchen aus dem Nebel.

Lindsay 56 (OC) (Tuc)

Überraschend heller, aber sehr kompakter Sternhaufen. Bei 317x gelingt mir die Trennung des Sternknotens in zwei Bereiche. 

NGC 330 (OC) (Tuc) 9,6mag

Nach unzähligen schwächeren Objekten ist mit NGC 330 eines der hellsten Einzelobjekte erreicht. Sehr schön. Es handelt sich um einen "Blauen Kugelsternhaufen" - also um einen jungen Kugelsternhaufen. Etwas vergleichbares gibt es nur in den Magellanschen Wolken. Bei 317x zeigt sich ein heller, kompakter Sternhaufen, der ansatzweise in Einzelsterne aufzulösen ist.

Lin 51 (OC) (Tuc)

A317x zeigt hier einen recht schwachen aber deutlichen, länglichen Sternknoten, der bei genauerer Betrachtung in mehrere Helligkeitsknoten aufgelöst werden kann. 

NGC 306 (OC) (Tuc)

NGC 306 erscheint bei 317x als recht heller, ovaler Nebel, der mit indirektem Sehen bereits in einzelne Sterne aufgelöst werden kann. 

NGC 299 (OC) (Tuc)

Ähnlich wie das Nachbarobjekt NGC 306 erscheint auch NGC 299 als heller, recht kleiner und kompakter Nebel, den ich bei 317x auflösen kann. Das Objekt ist etwas dreieckig.

Kron 28 (OC) (Tuc)

181x und 317x zeigen einen größeren, ovalen Nebel bei einem auffallenden Sternpaar. Eine Auflösung gelingt nicht.

*Kurz vor Mondaufgang stolpere ich in das nächste irrsinnige Feld voller Nebel! Hier zeigt sich mit UHC eine Kette von 4 Nebeln, wovon NGC 249 und NGC 261 die auffälligsten sind. Die anderen beiden heißen Henize 30/SMC-N30 und Henize 19/SMC-N19. 

NGC 249 (GN) (Tuc)

Großer Nebel in einer Nebelkette mit 3 weiteren. Mit UHC-Filter erscheint er recht hell wobei ich mindestens eine Dunkelteilung zu erkennen meine. 2 Sterne sind in den Nebel eingebettet.

NGC 261 (GN) (Tuc)

Ein weiterer heller Nebel in dieser 4er-Kette. Er erscheint recht klein und recht hell. Auch hier meine ich eine Dunkelteilung zu erkennen.

NGC 267 (GN) (Tuc)

Noch so ein Wahnsinnsobjekt in einer verrückten Region. Direkt nördlich findet sich schon eine schöne Nebelkette und um diesen recht schwachen aber großen Nebel finden sich nochmal 4 weitere Nebelsegmente. Der Hauptnebel erscheint mit UHC mehrfach geteilt - fast wie der Trifidnebel. Bei den 4 "Satelliten-Nebeln" handelt es sich um Henize 21/SMC-N21 und Henize 23/SMC-N23 südlich sowie Henize 25/SMC-N25 und Henize 28/SMC-N28 nördlich.

Unglaubliche Milchstraße

So unglaublich sieht die Milchstraße in Namibia selbst nach Mondaufgang aus (Mond 2° über dem Horizont)

 

Nach über 25 beschrieben Einzelobjekten in der SMC und noch unzähligen, gesehenen aber nicht beschriebenen erlöst mich der Mond. Wow, was für eine Nacht, was für ein Teleskop und was für ein Wahnsinn in der SMC war das wieder. Aber die Reise geht weiter - noch mindestens eine Nacht durch die SMC. Doch Morgen ist erstmal Pause mit dem 25" und ich muss mich mit dem 12,5" Dobson bengnügen.

Clear skies
Matthias


* Visual Deep Sky Observing and CCD-Imaging - by Matthias Juchert: www.Serifone.de *