Beobachtungsbericht vom 13.12.2013

Instrumentarium: - 2,5" Zeiss Refraktor, 8-24x50 Zoom Fernglas, Canon EOS 400D

Beobachtungsort: Ebenwaldhöhe/Niederösterreich, - 1020m Seehöhe


Zeit: 3.50 Uhr - 6.00 Uhr MEZ

Bedingungen: 0°C, fst 6m8, kein Wind, zahlreiche Sternschnuppen, sehr dunkel dank Hochnebel über den Niederungen, dicke Eisschicht am Parkplatz.

Wie schon bei der letzten Kometenbeobachtung war frühzeitiges Aufstehen angesagt. Trotz Arbeitswoche läutete um 2.00 Uhr der Wecker und ich machte mich auf den Weg zur Ebenwaldhöhe. Die Bedingungen am Weg waren katastrophal. In Wien sorgte Nieselregen aus dem Hochnebel bei Temperaturen um den Gefrierpunkt für rutschige Straßen und auf der Westautobahn sank die Sicht im dichten Nebel auf etwa 100m. Die Auffahrt zur Ebenwaldhöhe war nur mit allergrößter Vorsicht zu geniessen - insbesondere die unter dem Nebel liegenden Teile waren spiegelglatt und in einer Kurve versetzte es mein Auto um einen halben Meter.

Über dem Nebel erwartete mich eine wunderbare Winterlandschaft und ein sehr dunkler Sternenhimmel. Wie bei der letzten Kometenbeobachtung war ich mit kleinen Instrumenten (2,5" Refraktor, Fernglas, Kamera auf Stativ ohne Nachführung) vor Ort - die zahlreichen, schönen Bilder von C/2013 R1 Lovejoy hatten mich angelockt und mit diesem hatte ich heute etwas besonderes vor.

Der Zeiss-Refraktor auf dem Eispanzer der Ebenwaldhöhe

 

C/2013 R1 (Lovejoy)

Der Komet hat sich sehr gut entwickelt und ich konnte ihn mit freiem Auge recht deutlich sehen. Zu meiner Überraschung war Komet nicht als runder Nebelball erkennbar, sondern als kleiner, länglicher Nebelstreif, der einen ca. 0,5° langen Schweifansatz zeigte. Die folgende Aufnahme gibt den visuellen Eindruck recht gut wieder.

Komet C/2013 R1 Lovejoy - 4:57 Uhr MEZ - 16mm, ISO 1600, 3x35sec

Im 10x50 Fernglas bot der Komet den besten Anblick und ein schöner Vergleich zwischen Kometenkopf und M 13 bot sich an. Lovejoy war merklich heller als M 13 und ich würde den Kometen auf etwa 5m4 schätzen. Der Schweif wuchs auf über 3° Länge an und war sehr beeindruckend.

Danach kam das eigentliche Highlight der Nacht - ich wollte schon seit längerem eine nachgeführte Aufnahme des Kometen gewinnen. Mangels Nachführung befestigte ich das Fotostativ in abenteuerlicher Art und Weise einfach am Refraktor und kurbelte an der Feineinstellung wie in der guten, alten Zeit händisch nach. Immerhin sind 2 von 10 Aufnahmen brauchbar geworden, so dass ich folgendes Bild gewinnen konnte.

Komet C/2013 R1 Lovejoy - links der Bildmitte ist M 13 mit seinen beiden Nachbarsternen erkennbar - 4:30 Uhr MEZ - Ausschnittvergrößerung, 45mm, ISO 1600, 2x60sec


Die restliche Nacht widmete ich mich Jupiter und einigen Nebeln und Sternhaufen.

Jupiter

Bei relativ gutem Seeing zeigte sich Jupiter nahe der Opposition in ganzer Pracht. Ich entdeckte bei 84x einen kleinen, schwarzen Fleck im südlichen Band, der sich bei der späteren Rekonstruktion als Schattenwurf des Mondes IO herausstellte.

M 67 (Oc) (Cnc) 6,9mag

Bloßes Auge: Der Sternhaufen ist überraschender Weise mit bloßem Auge sichtbar. Er befindet sich in einer Sternkette, die von Alpha Cnc nach Osten zieht. Indirektes Sehen ist allerdings notwendig.

10x50 Fernglas: Bereits in zahlreiche Sterne aufgelöst. Schöner Anblick.

2,5" Refraktor: Sehr schön bei 21x und 34x im Teleskop. Der Haufen besitzt eine länglich-ovale Gesamtform und ist selbst bei niedriger Vergrößerung vollständig in einen dicht gedrängten Haufen mittelheller und schwacher Sterne aufgelöst. Der helle Stern am Rand des Sternhaufens ist sehr charakteristisch.

M 48 (Oc) (Hya) 5,8mag

Bloßes Auge: Für das freie Auge heute ein herausforderndes Objekt und nur sehr schwach als Nebelfleck erkennbar. Indirektes Sehen notwendig.

10x50 Fernglas: Wunderbar aufgelöst. Im Zentrum dicht gedrängte, hellere Sterne. Um diese verstreuen sich zahlreiche schwächere Sterne in lockerer Form.

M 44 (Oc) (Cnc) 3,1mag

Bloßes Auge: Sehr heller, runder Nebelfelck mit bloßem Auge. Es ist bereits Struktur angedeutet, aber die Sterne sind zu schwach und zu gedrängt für die Auflösbarkeit.

2,5" Refraktor: Im Teleskop schon bei 21x fast unscheinbar. Nur ein reiches Feld heller Sterne.

NGC 3242 (Pn) (Hya) 7,7mag

2,5" Refraktor:Bei 21x einfach als Nebelstern erkennbar. Bei 84x zeigt sich ein kleines, ovales Scheibchen. Die mintblaue Farbe ist nicht zu übersehen.

NGC 4361 (Pn) (Crv) 10,9mag

2,5" Refraktor: Dieser südliche PN ist kein einfaches Objekt für 63mm Öffnung. Er zeigt sich bei 34x als schwache, relativ kleine, rundliche Nebelscheibe. Der Nebel reagiert gut auf den UHC-Filter. Es ist allerdings keinerlei Struktur greifbar und das Objekt bleibt diffus.

Gegen 6 Uhr begann es langsam zu dämmern und ich machte mich auf den Rückweg. Die Straße war in noch schlechterem Zustand als bei der Auffahrt und durch die Glätte nicht ungefährlich. Nach einigen Kehren blendete mich ein Auto und ein Mann kam auf mich zu. Es war ein Bauer von einem der Gehöfte auf der Ebenwaldhöhe. Er wollte wohl die Milch ins Tal bringen und aufgrund der Glätte hat sich sein Anhänger überschlagen. Der Milchcontainer lag etliche Meter bergab mitten auf der Straße. Er bat mich, dem im Tal wartenden Tanklaster (der "Milchchauffeur") auszurichten, das er nicht mehr kommt. Das erledigte ich gern für ihn, bevor ich mich wieder zurück ins nebelige Wien auf machte.

Clear skies
Matthias


* Visual Deep Sky Observing and CCD-Imaging - by Matthias Juchert: www.Serifone.de *