Beobachtungsnacht vom 6.9.2003

Instrumentarium: - 8" f/6 MEADE Starfinder EQ
                                 
Beobachtungsort:
Mittelmark/Brandenburg 52°19' n.B - 60m Meereshöhe

Bedingungen: fst: 6m6 in UMi, schwacher Wind (2-3 Bft), 6°C, sehr gute Transparenz mit wenig Zirrus-Bewölkung im Nordosten.


Beobachtung:

Zeit: 01.00 Uhr - 03.00 Uhr MESZ

Die erste Nacht nach dem unvergleichlichen Erlebnis Südhimmel auf La Palma. Die Bedingungen sind gut, und die Nacht ist nur durch einige ferne Lichtglocken in Richtung Nord-Ost und Nord-West getrübt. Tief im Süden schrammt der südliche Fisch über den Horizont. Kaum zu glauben, wie hoch ich den vor einigen Tagen noch gesehen habe. Beta PsA ist hier auf 5° Horizonthöhe schon eine kleine Herausforderung für das bloße Auge. Trotz all dem ein verwegener Versuch an einigen Deep-Sky-Objekten....

NGC 7314 (Gx) (PsA) 10,8mag

Schwach indirekt sichtbar, 3:1 Nord-Süd elongiert, deutlich helleres Zentrum, 1 schwacher Stern westlich daneben. 126x

Doch schon der Versuch an NGC 7214 ist von "hier oben" zum scheitern verurteilt. Daher ging's in den hohen Norden. Wieso nicht mal am "anderen Ende" des Himmels beobachten - um den Polarstern herum! Aber ein kleiner Zwischenstop im Perseus war noch einkalkuliert....

M 76 (NGC 650-1) (Pn) (Per) 10,1mag

Sehr hell, recht groß. Schon bei 50x ist die Vergabe von 2 NGC-Nummern deutlich nachzuvollziehen. Bei 191x erscheint der Nebel 3:1 elongiert, und ist von deutlichen Strukturen gezeichnet. Die Südhälfte ist merklich heller und etwa dreieckig. Der Nordteil ist etwas schwächer ausgeprägt, aber großflächiger, und zieht sich mit unregelmäßiger Strukturierung nach Süden. Dazwischen erscheint eine deutliche Trennung, die jedoch von einem schwachen Nebel überzogen ist. Die beiden Auswüchse sind am besten bei 126x mit UHC-Filter zu erkennen. Mit Filter erscheint der Nordteil des Nebels ähnlich hell, wie der Südteil.

M 76 bei 191x im 8" Newton - Süden ist links, Westen unten

Die Nordpol-Region

Die Idee, einfach mal die Objekte in der Nordpolregion des Himmels zu beobachten, schwebte mit schon seit längerem vor. Wieso immer am Horizont herumbetobachten? Diese Objekte sind ganzjährig gut sichtbar, und zudem erleichtert die langsame Bewegung aufgrund der großen Polnähe die Beobachtung ohne Nachführung sehr. Man kann ein Objekt einstellen, in Ruhe Notizen machen oder etwas aufzeichnen, und dann wieder zum Okular zurück kehren, und kann eigentlich sofort weiter beobachten.

NGC 2300 (Gx) (Cep) 11,1mag

Ziemlich helle, kleine Galaxie - bereits mit 50x eindeutig sichtbar. Sie ähnelt einem unaufgelösten Kugelsternhaufen, und zeigt bei 126x eine starke Konzentration zum sehr hellen Zentrum.

NGC 2276 (Gx) (Cep) 11,3mag

Recht schwach aber knapp direkt sichtbar. Etwas größer, aber viel schwächer, als die nahe NGC 2300. Zu meiner Überraschung sind mit indirektem Sehen Strukturen in der Galaxie erkennbar. Bei 126x erscheint die Westseite deutlich heller, wobei die Aufhellung ansatzweise in 2 separate Regionen aufzulösen ist. Das Zentrum selbst erscheint sehr schwach, und ist nur als asymmetrisch zur Mitte sitzende, diffuse Aufhellung sichtbar.

IC 455 (Gx) (Cep) 13,3mag

Bei 98x recht schwach, aber eindeutig sichtbar. Ein etwas elongierter Nebel mit hellerem Zentrum wird indirekt sichtbar.

IC 469 (Gx) (Cep) 12,7mag

Diese Galaxie ist schön gelegen in einem Dreieck heller Sterne, und schon bei 50x indirekt sichtbar. Sie erscheint recht groß, länglich und zeigt bei 126x ein recht helles Zentralgebiet.

NGC 2268 (Gx) (Cam) 11,3mag

Schon beim hereinschwenken mit 50x fällt diese spindelförmige Galaxie auf - sie ist bereits schwach direkt sichtbar. Das Objekt ist etwas elongiert, und besitzt ein helles, flächiges Zentrum. Bei 126x ist die Galaxie dann schon ziemlich hell und von mittlerer Größe.

IC 499 (Gx) (Cam) 13,0mag

Recht hell, und bei 126x mit direkter Sicht erkennbar. Ein rundlicher, kleiner Nebelschimmer mit hellerem Zentrum. Sie befindet sich direkt südwestlich eines schwächeren Sterns.

IC 512 (Gx) (Cam) 12,3mag

Eine recht schwach, aber indirekt eindeutig feststellbare IC-Galaxie. Sie erscheint etwas größer, als IC 499 - ein runder Nebelschimmer mit etwas aufgehelltem Zentrum.

NGC 3172 (Gx) (UMi) 14,4mag

Polarissima Borealis - die nördlichste Galaxie des NGC-Kataloges! Etwas weniger als 1° entfernt vom nördlichen Himmelspol. Die Entdeckung von John Herschel, ist an sich ein durch und durch unspektakuläres Objekt, das wohl nur durch seine exklusive Lage mehr Aufmerksamkeit erhaschen kann, als die vielen Tausend Galaxien ähnlicher Helligkeit. Sie erscheint bei 126x erst auf den zweiten (indirekten) Blick nahe eines schwachen Sternchens als sehr schwacher, diffuser Fleck mit etwas hellerem Zentrum.

IC 3568 (Pn) (Cam) 10,6mag

IC 3568 ist ein sehr heller planetarischer Nebel, der bei 50x als Stern von mindestens 10m0 hervorsticht. Mit UHC kann man bereits die Natur des planetarischen Nebels nachweisen, wobei die Reaktion mittel bis gut ist. Mit 191x ist dann die Natur des planetarischen Nebels erkennbar - es zeigt sich ein winziges Scheibchen mit einer kuriosen Erweiterung nach Westen. Bei 382x entpuppt sich diese Extension als schwacher Stern von etwa 13m5, der nicht einmal 1 Nebeldurchmesser vom Rand des Pn entfernt steht.

Damit war wieder eine viel zu kurze, aber entspannte Nacht vorüber. So langsam war es richtig frisch geworden, und Tau sammelte sich auf den Scheiben meines Autos. So eine entspannte Session werde ich wohl öfters mal einlegen.

Clear Skies
Matthias


Visual Deep Sky Observing and CCD-Imaging: www.Serifone.de