Beobachtungsnacht vom 5.8.2003

Instrumentarium: - 8" f/6 MEADE Starfinder EQ
                                 
Beobachtungsort:
Mittelmark/Brandenburg 52°19' n.B - 60m Meereshöhe

Bedingungen: Es war die Nacht der Nächte. Schon von zu Haus konnte ich gegen den Schein einer Straßenlampe, den Doppelsternhaufen im Perseus mit bloßem Auge sehen. Was sich mir auf dem Feld bot, war atemberaubend! Grenzgröße fst 6m9 im Zenit und in UMi auch noch mindestens 6m7. Dazu eine Milchstraße im Zenit, die beinahe dreidimensional wirkte, und schon fast Schatten warf. Zudem war die Horizontsicht exzellent, und auch das Seeing sehr gut. Nebel wie M39 auffällig mit bloßem Auge.


Beobachtung:

Zeit: 00.15 Uhr - 03.30 Uhr MESZ

Die Nacht war heute so gut, das auch die vielen Augen, die im Licht meiner Scheinwerfer auf dem Feld funkelten, und die teilweise recht beunruhigenden Geräusche mich nicht abschrecken konnten. Wenn man wirklich so überwältigt von dem Himmel ist, stört das alles nicht mehr, und man beobachtet wie im Rausch.

Aufregende Jagd durch die Schildwolke

Da die Horizontsicht heute sehr gut war, und ich sogar M11 mit bloßem Auge aufblitzen sah, konnten die schon ungeduldig auf ihren Einsatz wartenden Karten der Schildwolke endlich ihren Zweck erfüllen, und mich zu den Schätzen der Milchstraße leiten. Als Startpunkt hatte ich M 16 gewählt, der allein schon beeindruckend war.

Trumpler 32 (Oc) (Ser) 12,2mag

Gefunden mit der neuen Position des "Optically visible open cluster catalog". Der Haufen ist bei 50x zusammen mit dem 1/2° südlich stehenden M16 zu sehen. Bei dieser Vergrößerung ist aber nur ein körniger Nebel zu erkennen. Mit 98x ist er dann recht hell und teilweise aufgelöst. Markant ist eine zentrale Sternkette.

NGC 6604 (Oc) (Ser) 6,5mag

NGC 6604 besticht durch eine sehr helle enge Sternkette, dessen hellstes Mitglied sogar 7m5 erreicht. Bei 191x löst sich die gebogene Kette in 7 Sterne auf. Um sie herum befinden sich verstreut etliche hellere Sterne. Direkt im Norden des Haufens befindet sich eine der schönsten und reichsten Wolken in Milchstraße, die schon beinahe wie ein großer mit Sternen völlig überfüllter Haufen anmutet.

NGC 6625 (Oc) (Sct) 

John Herschel: "A loose straggling cluster of stars 11...12m.". Auf den ersten Blick ist an der gegebenen Position kein Haufen zu erkennen. So habe ich die Gegend nach verstreuten Gruppen durchsucht, diese in meiner Aufsuchkarte markiert, und später mit der Identifikation von Corwin (NGC/IC-Project) verglichen. Zwischen einem 5m7 und einem 8m2-Stern, konnte ich in 2 Kondensationen verstreute schwächere Sterne erkennen, die trotzdem nicht auf Anhieb auf einen Haufen schließen lassen. Eine nette Sterngruppe befindet sich aber 1/2° nordwestlich das Haufens an der Position RA: 18h21m47.16s DE:-11°38'26.4" (J2000).

B 95 (Dn) (Sct)

Dieser Dunkelnebel steht in sehr gutem Kontrast, zu reichen Milchstraßenregionen westlich davon. Bei 98x ist fast kein Stern im Gesichtsfeld zu erkennen. An den Randbereichen erfolgt ein eher schleichender Übergang in den Umgebung.

NGC 6631 (Oc) (Sct) 11,7mag

NGC 6631 ist ein sehr schwacher Sternhaufen in einer von Dunkelgebieten geprägten Region. Die Form des Haufens ist länglich, wobei nur wenige Sterne aus einem schwachen Hintergrundnebel heraus aufgelöst sind.

IC 1287 (RNeb) (Sct) 

Dieser Reflexionsnebel um einen 5m7-Stern ist am besten bei mittlerer Vergrößerung wahrnehmbar. Er erscheint recht schwach, und zeigt mit indirektem Sehen eine deutliche Erweiterung in Richtung Südwest.

NGC 6649 (Oc) (Sct) 8,9mag

Nördlich eines Sterns 10. Größe ist bereits bei 50x eine deutliche, aufgelöste Sterngruppe zu erkennen. Sie hebt sich sehr gut vom sternarmen Umfeld ab. Bei 126x konnte ich 15 mittelhelle, und einige weitere schwache aus dem Hintergrund aufblitzende Haufenmitglieder erkennen.

Ruprecht 144 (Oc) (Sct)

Bei 50x erscheint Ruprecht 144 noch nebelhaft und schwach. 126x sind nötig um die enge zentrale Sternkette aufzulösen, die auch die hellsten Haufenmitglieder enthält. Von dieser Kette scheinen sich nach NO und SO 2 schwache Arme, indirekt aufgelöster Sterne zu bewegen. Der Haufen scheint relativ sternreich.

Ruprecht 141 (Oc) (Sct)

Ru 141 ist in der Dreierkette von Sternhaufen mir Ru 142 und 143 der am deutlichsten wahrnehmbare. Schon mit 50x erscheint im relativ dichten Sternfeld mit indirektem Sehen eine Ansammlung schwacher und schwächster Sterne. Bei Steigerung der Vergrößerung auf 98x fällt die nach Nordwesten offene Halbkreisform des Haufens auf. Er scheint sehr reich an schwachen Sternen.

Ruprecht 142 (Oc) (Sct)

Ru 142 ist der schwächste, der 3 dicht benachbarten Ruprechthaufen. Er ist indirekt als  Verdichtung sehr schwacher Sterne im Feld zu erkennen. Bei 98x zeigen sich einigen in Nord-Süd-Richtung gestreckte, sehr schwache Sternketten.

Ruprecht 143 (Oc) (Sct)

Direkt nördlich von Ru 142 erscheint im Westen eines 10m9-Sternes eine etwas deutlichere Gruppe. Einige sehr schwache, fast nebelhaft erscheinende Sterne sind in Ost-West-Richtung verstreut. 98x

NGC 6639 (Oc) (Sct)

Ein netter Sternhaufen. Bei 98x sind etwa 15 Sterne aufgelöst, aber einige schwächere, unaufgelöste Haufenmitglieder erzeugen noch einen nebelhaften Hintergrund. Unter den Haufenmitgliedern sind einige Doppelsterne.

Schwache Galaxien in der Leier

Dann habe ich mich einigen sehr schwachen Galaxien in der Region nördlich vom berühmten Vierfachstern Epsilon Lyrae gewidmet. Diese Galaxien wurden sogar von Altmeistern, wie Steve Gottlieb meist mit einem "very faint" oder gar "extremly faint" bewertet. Die Beobachtung mit 8" setzt trotz des optimalen Standes der Leier am Himmel unbedingt besten Himmel vorraus. Ich habe mich bereits in einer nur wenig schlechteren Nacht, erfolglos durch die Galaxienkette gearbeitet.

NGC 6695 (Gx) (Lyr) 13,5mag

Bei 126x ziemlich schwach und nur mit indirektem Sehen zu erkennen. Etwa 3:1 elongiert im PW 0°. Die Galaxie besitzt ein recht helles Zentrum.

NGC 6685 (Gx) (Lyr) 13,4mag

Sehr schwacher runder Nebel, mit recht deutlichem, fast stellarem Kern. Erst mit 126x im relativ dichten Milchstraßenrandbereich gesehen. 

IC 4772 (Gx) (Lyr) 13,9mag

Sehr schwach, aber fast etwas deutlicher als die Nahe NGC 6685. Auch hier ist mindestens 126x notwendig, um das Objekt zu identifizieren. Sehr kleine Galaxie mit hoher Flächenhelligkeit.

*An NGC 6686 bin ich trotz wiederholtem Versuch gescheitert - die ist extrem schwer, und wohl mit 8" nicht zu sehen.*.

NGC 6675 (Gx) (Lyr) 12,5mag

Diese Galaxie ist eines der helleren Objekte der Galaxienkette nördlich von Epsilon Lyrae. Sie ist bereits mit 50x schwach zu sehen. Auch mit 126x ist die Galaxie nur indirekt zu sehen, aber deutlich. Die Form ist etwas rund-oval, wobei mir das Zentrum etwas asymmetrisch versetzt schien.

NGC 6663 (Gx) (Lyr) 13,9mag

Extrem schwach und sehr schwierig sichtbar. Nur anhand einer Skizze sicher identifiziert. Der Nebel ist klein und besitzt nur eine schwache zentrale Aufhellung. Ein wunderbarer Anblick ist der schöne Dreifachstern STT 356 (Otto Struve), der sich nur wenige Bogenminuten nordwestlich der Galaxie befindet.

NGC 6646 (Gx) (Lyr) 12,7mag

Eine recht helle Galaxie - ab 98x ist sie mit direktem Sehen zu halten. Sie erscheint rund-oval mit schwacher zentraler Aufhellung. Bemerkenswert ist die wunderschöne Lage in einem großen Dreieck heller Stern. Ein lohnendes Objekt für eine Zeichnung.

IC 1288 (Gx) (Lyr) 13,4mag

Diese Galaxie besitzt einen recht hellen Kern in einem kleinen schwachen Halo, und blinkt bei 98x indirekt immer wieder auf. Bei 126x ist sie dann relativ einfach zu erkennen.

Sternhaufenjagd im nördlichen Cygnus

Nachdem ich bereits gestern im Cygnus einige Objekte aufgespürt hatte, war der Appetit noch gewachsen, und ich gönnte mir bei optimalen Bedingungen eine Runde Zenitbeobachtung. Fest steht, der Cygnus ist eine absolute Spielwiese für Deep-Sky-Beobachter, und obwohl ich schon unzählige Nächte allein in diesem Sternbild verbracht habe, gibt es noch viel zu sehen.

NGC 7058 (Oc) (Cyg)

Dieser Haufen ist im RNGC als nicht-existent beschrieben. An der Position befindet sich ein helles Sternmuster mit 5 sehr hellen Mitgliedern auf einer Fläche von etwa 8'. Um die Sterne herum sind einige schwächere, aber verstreute Sonnen erkennbar, die aber ebenfalls keinen Haufeneindruck erzeugen. Direkt westlich des Sterns SAO 33356 kann ich bei 126x eine längliche Kette von verdichteten Sternen erkennen, die fast nebelhaft wirkt.

B 362 (Dn) (Cyg)

Kontrast zum Umfeld mittelmäßig. Bei 50x sind etliche schwache Sterne in der Region des Dunkelnebels erkennbar, aber die helleren Sterne des Umfeldes fehlen weitestgehend.

NGC 7086 (Oc) (Cyg) 8,4mag

Ein sehr schöner Sternhaufen, der bei 50x eine Augenweide ist. Er erscheint deutlich in 2 Gebiete geteilt, wobei im etwa 5' großen Südteile ein Großteil der Mitglieder beheimatet ist. Bei 98x ist der Haufen sehr reich an mittelhellen und schwachen Sternen. Bei 126x ist er vollständig aufgelöst, wobei er definitiv über zu viele Sterne zum zählen verfügt. Er hebt sich relativ gut aus der Milchstraße heraus.

NGC 7150 (Oc) (Cyg)

Dieses Sternmuster wurde von Bond 1848 mit einem 15"-Refraktor entdeckt. Interessanterweise beschreibt er es als Nebel. Bei 50x kann man diese Beschreibung gut nachvollziehen. Mit indirektem Sehen erscheint an sehr schwacher und beinahe winziger Nebel an der Position. Eine Steigerung der Vergrößerung löst den Nebel jedoch in Sterne auf. Bei 126x sind es 2 Sterne, bei 191x schon 3-4 sehr schwache Sterne. Der 15"-Refraktor hätte die Gruppe ohne Schwierigkeiten auflösen sollen. Vermutlich hatte Bond eine Nacht mit sehr schlechtem Seeing erwischt.

B 164 (Dn) (Cyg)

Dieser recht kleine Dunkelnebel erscheint wie ein kleines schwarzes Loch im Sternfeld. Nach Osten hin scheint sich dieser Dunkelnebel in einem System fortzusetzen. 50x 

NGC 7082 (Oc) (Cyg) 7,2mag

Beim hereinschwenken ist bei 50x das Gesichtsfeld voller Sterne. Der Haufen wirkt eher wie ein dichterer Teil der Milchstraße. Visuell hat er eine Ausdehnung von 20'x10', wobei er nach Süden hin durch helle Sterne abgeschlossen wird. Dabei zeigen sich Sterne über das gesamte Helligkeitsspektrum - allein ein halbes Dutzend Sterne sind heller als 10mag.

NGC 7093 (Oc) (Cyg)

In einem Dreieck heller Sterne befinden sich verschieden helle, verstreute Sonnen in 2 Verdichtungen am Nord- und am Südende. Insgesamt sind etwa 20 Sterne sichtbar. Der Doppelstern HJ 1660 befindet sich zwischen den Verdichtungen. 98x

NGC 7062 (Oc) (Cyg) 8,3mag

Zwischen 2 Sternen 10. Größe erscheint der Haufen schon bei 50x recht deutlich. Bei 126x sind dabei gut 30 schwache Sterne zu zählen. Sie scheinen in 2 parallelen, von NW nach SO laufenden Sternketten arrangiert zu sein. Die Kondensation ist dabei recht stark.

B 361 (Dn) (Cyg)

Erscheint bei 50x wie ein absolut sternleerer Fleck in der reichen Cygnus-Milchstraße. Ziemlich groß. Nach Westen hin setzt sich der Nebel in einer weiteren dunklen Bucht fort. Nördlich davon steht in unvergleichlichem Kontrast der, bei niedriger Vergrößerung nebelige Sternhaufen IC 1369.

NGC 7039 (Oc) (Cyg) 7,6mag

Der Haufen ist in dichtem Sternfeld zwischen zwei 6m6-Sternen angeordnet. Die visuelle Größe beträgt etwa 8', und nicht wie etwa im SAC angegeben 25'. Er besitzt 3 Kondensationen im Westen, Osten und Norden. Bei 126x ergibt sich ein sehr schöner Eindruck, und die vielen schwachen Haufensterne lassen seine Randbereiche fast gezuckert erscheinen. Im Einzugsbereich des Haufens können über 50 Sterne gezählt werden.

*Den Haufen NGC 7011 konnte ich nicht finden. Da die Dämmerung aber schon fast angebrochen war, noch eine letzte Herausforderung.*

NGC 7492 (Gc) (Aqr) 11,5mag

Extrem schwierig! Definitiv der schwierigste NGC-Kugelsternhaufen, den man von Mitteleuropa aus sehen kann! Nur nach längerer Beobachtung und optimalem Blickwinkel bei indirektem Sehen, ist der Haufen schwach aufleuchtend zu erkennen. Mehr als einen extrem matten runden Nebelball kann ich jedoch nicht erkennen. Wie hat William Herschel den nur visuell entdecken können?! 98x

Damit war diese erstklassige Nacht leider schon wieder vorüber. Mars habe ich dann noch eine Weile mit dem Newton betrachtet, und viele feine Details entdeckt, aber ich war auch geschafft. So viele Eindrücke müssen erst einmal verarbeitet werden, aber der Himmel soll auch in den nächsten Nächten klar bleiben. Die Dämmerung war schon weit fortgeschritten, als ich endlich zu Haus ins Bett fiel.

Clear Skies
Matthias


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