Beobachtungsnacht vom 31.1.2003

Instrumentarium: - 8" f/6 Meade Starfinder mit 40mm, 25mm,12,4mm und  6,4mm Okularen + UHC-Filter und 2x Barlow
                                 
Beobachtungsort:
Land Brandenburg auf 52°19' n.B. - 50m über Meereshöhe

Bedingungen: Die Nacht bot dank der reichlichen Niederschläge vom Tage (Schnee) einen saubergewaschenen 6m4-Himmel, mit sehr guter Durchsicht. Heute war schon etwas Aufhellung durch die fernen Städte vorhanden, was aber kaum störte. Zwischenzeitlich bildete sich sogar mal dichter Bodennebel. Die Temperatur lag zwischen -5 und -10°C bei schwachem Wind.


Beobachtung:

Zeit: 22.00 Uhr - 1.00 Uhr

Langsam schlich ich mit dem Auto über die komplett mit Eis überzogenen Landstraßen. Die Reflexionsfähigkeit der Straße schien wirklich dem meines Spiegels nur wenig nachzustehn. Nur mit Mühe und Not die Abfahrt auf den Feldweg geschafft. Hier lagen dann schon wieder 3-4cm Schnee vom Abend. Ein wirklich umwerfender Anblick waren die sehr tiefhängenden Wolken, die nach Süden abzogen und von den umliegenden Dörfern beleuchtet wurden. Es entstand ein sehr dreidimensionaler Eindruck, als ob man gleichzeitig unter den Wolken hindurch und auch drüber hinweg schaut. Dann war es nur noch klar, und die Beobachtungen konnten beginnen.

...wieder auf Herschels Spuren im Lepus

Anfang Januar 2003 hatte ich bereits einige von W. Herschels Objekten im Lepus erobert, wobei ich jedoch noch etliche schwache übersehen hatte. Lepus war bereits ein erhebliches Stück weitergewandert. Zunächst versuchte ich nochmals IC 418, der aber sowohl bei 190x und 380x keinen Zentralstern zeigen wollte. Die schwachen Herschel-Galaxien, die vor mir tragen alle bis auf eine die Klasse "H III" - also sehr schwache Nebel! 

NGC 1993 (Gx) (Lep) 12,4mag

Eigentlich keine 100%ige Identifikation. Sehr schwaches Objekt selbst mit indirekter Sicht!  Scheinbar leicht ovale Form. Kein Zentrum erkennbar.

NGC 2089 (Gx) (Lep) 11,9mag

Nicht schwierig. Bei 98x und indirektem Sehen ganz deutlich erkennbar neben einem kleinen hellen Sterndreieck. Ohne die nahen Sterne wäre die Sichtung sicherlich noch etwas einfacher.

NGC 2076 (Gx) (Lep) 13,0mag

Auch hier bin ich mir nicht 100%ig sicher. Blickweise konnte ich einen kleinen Nebelfleck erhaschen, aber auch nur unter allergrößter Konzentration. In meinem Beobachtungsbuch steht nun ein ef für "extremly faint".

NGC 1832 (Gx) (Lep) 11,3mag

Auf den ersten Blick gar nichts zu sehen - nur ein heller Stern. Mit indirektem Sehen kommt nach einiger Zeit ein ein deutlicher länglicher Nebel direkt neben dem Stern zum Vorschein. Der Nebel ist hell und hat sogar ein erkennbar helles Zentrum - nur der Stern stört sehr.

*Damit hatte ich aus der Herschel-Kollektion im Lepus fast alles gesehen - nur NGC 2124 und NGC 1954 stehen noch aus. Nun wollte ich sehen, was in den höheren Regionen des Himmels so los ist. Und es lockte mich in den Perseus. Der stand zwar nicht mehr im Zenit, aber so was kann mich ja bekanntlich nicht abschrecken. Doch hier ging es weiter mit den schwachen Galaxien - bei der 12,5mag Galaxie NGC 1198 war nichts zu machen.*

IC 284 (Gx) (Per) 11,5mag

Wenn die NGC-Beschreibung schon "eeF" lautet, hat das oft nichts gutes zu bedeuten. Nach längerer Beobachtung mit indirektem Sehen bei 98x trat aber ein sehr, sehr schwacher Lichtstreif hervor. Das auch nur bei leichter Tubusbewegung. Ein schwacher Stern, der am Süd-West-Ende der Galaxie steht, half bei der Identifikation. Visuell wirkt die Galaxie wie exakt in Kantenlage - auf den Fotografien des DSS scheint sie breiter.

NGC 1175 (Gx) (Per) 12,9mag

Per indirektem Sehen recht gut erkennbar. Kleines, etwa 3:1 elongiertes Nebelchen. Nett. Wirkt heller als 12m9!

*Plötzlich machte sich ein ziemlich dynamischer Bodennebel breit. Wenn man plötzlich vom Okular hochschaut, und alles wirkt verschwommen - das ist doch ein seltsames Gefühl. Aber so schnell wie der Nebel gekommen war, so schnell wurde er durch die wieder aufkommende Luftbewegung vertrieben.*

NGC 1174 = 1186 (Gx) (Per) 11,4mag

Gut erkennbarer heller Nebel. Länglich. Mindestens 1 Stern im Nebel zu erkennen. Schön getrennter Doppelstern h 2171 bei 98x noch mit im Feld.

h 2171 (DS) 14,8"

Schon bei 50x schön getrennt. Der Helligkeitsunterschied ist noch erkennbar. PW ungenau zu 0° geschätzt.

NGC 1250 (Gx) (Per) 12,8mag

Deutlich länglich, ziemlich schwach, aber mit mittlerer Vergrößerung von 98x, indirekter Sicht und leichter Tubusbewegung erkennbar. 

 

Touring the Perseus Cluster of Galaxies

Diesen Ausflug hatte ich seit fast einem halben Jahr geplant... Der dichte, recht schwache Galaxienhaufen im Perseus sollte mich in über 300 Millionen Lj Entfernung entführen. Ich hatte keine Ahnung auf was ich mich einliess - ein beobachtungstechnischer Hochgenuss! Man könnte sich ungeachtet der Schwierigkeit, eine ganze Nacht hier aufhalten. Dabei zeigt ein erster Blick bei 98x rein gar nichts. Nach und nach musste ich mir jedes Objekt erkämpfen und dafür war selbst diese Vergrößerung noch zu gering.

NGC 1275 (Gx) (Per) 11,9mag

Das Sahnestück des Haufens, und eine der größten und hellsten bekannten Galaxien. Als einzige nach Adaption ohne Karte entdeckt. Verrät sich bei 98x als indirekt deutlich sichtbarer, recht kleiner Nebel mit hellerem Zentrum. Nach einiger Zeit sogar knapp direkt sichtbar - aber trotzdem recht schwaches Objekt. Drei Sterne spannen das Leitdreieck um die Galaxie auf, das mich durch den Rest des Haufens führte.

NGC 1272 (Gx) (Per) 11,8mag

Ähnlich NGC 1275, aber doch deutlich schwächer, und nur indirekt zu sehen. Hat auch nicht so ein helles Zentrum, steht der Hauptgalaxie aber in Größe kaum nach. Nicht einfach.

NGC 1278 (Gx) (Per) 12,4mag

Visuell zweithellste Galaxie des Haufens. Nur indirekt sichtbar, aber dann ziemlich deutlich. Sehr klein - aber sie zeigt ein helles, fast sternförmiges Zentrum. Die Nachbargalaxie NGC 1277 nicht gesehen.

*Diese 3 Galaxien waren unter großer Anstrengung gleichzeitig im Gesichtsfeld erkennbar - alle weiteren Galaxien mussten Schritt für Schritt per indirektem Sehen "herausgefiltert" werden.*

NGC 1282 (Gx) (Per) 12,9mag

Bei einem 11mag-Stern gelegen. Nur indirekt sichtbar - auch hier noch ziemlich schwach, aber sicher als runder Nebel mit hellem Zentrum zu erkennen.

NGC 1283 (Gx) (Per) 13,6mag

Nur blickweise indirekt zu erhaschen, aber eindeutig identifiziert. Viel kleiner als ihr Nachbar NGC 1282. Sehr schwaches Objekt.

*Noch einmal zurück ins Zentrum*

NGC 1273 (Gx) (Per) 13,2mag

Nur per indirekter Sicht, ist ausgehend von NGC 1275 ein schwacher, aber bei 98x recht gut erkennbarer Nebel zu finden. Auch hier ein ziemlich kleines Nebelchen.

So konnte ich also innerhalb einer halben Stunde 6 Galaxien herausarbeiten - musste dann aber abbrechen, um meine vor Kälte schon schmerzenden Füsse wieder zum Leben zu erwecken. Ich schätze, das unter sehr guten Bedingungen vielleicht 10 oder sogar mehr Galaxien für den 8" erreichbar sein könnten.

 

Schatzjagd im Fuhrmann

Schatzjagd - weil ich in dieser kleinen Schlussetappe einige der schönsten Anblicke des Abends genießen konnte. Von Menkalinan ausgehend, ging es Richtung Delta Aurigae in den nördlichen Fuhrmann. Diese Gegend war mir noch weitgehend unbekannt, aber viel zu Schade, um sie zu übersehen.

IC 2149 (Pn) (Aur) 10,0mag

Einfach zu finden. Nebelt schon bei 50x merkwürdig als etwas unscharfer Stern! Bei 98x schon sehr hell, aber sehr klein. Wirkt ohne Filter wie ein 10-10m5-Stern. Der Pn reagiert deutlich auf den UHC-Filter, und erhöht seine Helligkeit im Vergleich zu den Sternen, scheinbar auf 8m5!! Bei 190x ist er etwa doppelt so groß wie das Beugungsscheibchen eines Nachbarsternes - also wirklich winzig, aber einwandfrei als non-stellar erkennbar. Die Farbe tendierte hier eher ins blau bis dunkelblau.

NGC 2126 (Oc) (Aur) 10,2mag

Ein Juwel. Der Anblick ist am ehesten Vergleichbar mit NGC 2362. Der hier von den schwachen Sternen umgebende 6mag-Stern, steht jedoch deutlich exzentrisch eher am Nordost-Rand des Haufens. Mit 98x konnte ich 25-30 schwache Sterne zählen. Es sind etliche Sternpaare zu erkennen - zwei Paare bilden ein langgezogenes Parallelogramm. Ein sehr schönes Beobachtungsobjekt!

NGC 2165 (Oc) (Aur)

Ein eher verstreuter, und lockerer Sternhaufen bei 98x. Auffällig sind die 4 hellsten Sterne, die ein Trapez bilden. Ich konnte noch 11 weitere, etwas schwächere Sterne zählen. Der Sternhaufen wirkt insgesamt eher länglich.

Das war es dann - mein Auto war schon wieder komplett zugefroren, obwohl ich mich ab und an eine Aufwärmpause eingelegt hatte. Was für eine tolle Ausbeute - besonders der Perseus-Gx-Cluster hat viel Spass gemacht. Aber auch die kleinen Fuhrmann-Sahnestücke haben die teilweise doch sehr zurückhaltenden Anblicke einiger, der schwachen Galaxienfunzeln locker wettgemacht. Alles in allem eine tolle Nacht, auch wenn es schon wieder eiskalt war.

Clear Skies
Matthias


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