Beobachtungsnacht vom 30.10 - 31.10.2001

Instrumentarium: 2,5" f/13,3 Zeiss Refraktor, Logitech Quickcam Pro 3000 (modifiziert), Exa 1A Spiegelreflexkamera + 50mm Objektiv, Karkoschka, Rotlicht-Taschenlampe usw. + 2 Beobachteraugen ...(O.o) ;-)

Zeit: 23.00 Uhr - 1.30 Uhr und 4.30 Uhr - 7.15 Uhr

Bedingungen:

Ziemlich klare Luft bewegte mich dazu, die Ausrüstung auf dem Balkon aufzubauen, und das obwohl Luna fast vollständig beleuchtet war. Schon allein dieses fast weckte Hoffnungen. Das Seeing war akzeptabel, was wohl durch den sehr starken Wind begünstigt wurde. Meine Sternkarten hatte ich gleich drinnen gelassen, denn sie wären mir sowieso davon geflogen. Der Karkoschka wiederstand mit seinem etwas höheren Eigengewicht gerade noch dem Abheben. Für die Webcam-Aufnahmen waren diese Bedingungen eigentlich nicht so geeignet, jedoch zeigt sich hier der Vorteil des superschweren Zeiss-Refraktors (ca. 25 - 30 kg!). Gedanken an meinen alten Bresser Venus (Tchibo) kamen mir da mit schaudern ... ich hatte mit ihm schon einige Exkursionen bei Sturm durchgeführt, und das Leichtgewicht wackelte bei jedem kleinen Windstoss. Erst heute - einen Tag später wird mir bewusst, das die Durchsicht wohl nur Durchschnitt war. Das Licht des Mondes streute locker über duzende Grad - wenn die Nacht sehr klar ist, das sind auch dichter beim Mond noch mittelhelle Sterne zu erkennen, was diesen Abend nicht der Fall war.

Beobachtung

Bevor ich überhaupt beginne, ein Blick auf den Abendhimmel. Mir fällt auf, das Mars schon wesentlich höhere Deklinationen erreicht hat. Ich spicke schnell - ja das sind ja fast 6 Grad gegenüber Juni. Trotz hat er schon sehr an Glanz verloren. Etwas später der nächste Check...nein, Fomalhaut ist nicht auszumachen, was meine These von mangelnder Durchsicht wiederum bestätigt.

Mond

Die Beleuchtung des, wenn man so will zunehmenden (fast vollen) Mondes wurde mit 98,4% angegeben. Ein Wert, der Mondbeobachter nichts gutes ahnen lässt. Trotzdem war der Terminator noch nicht vollständig um "die Ecke gebogen", und so zeigten sich noch recht gut erkennbare Schattenspiele - besonders im Bereich des Sinus Roris. Und so beschloss ich dann doch noch, eine aufwendiges Webcam-Mosaik anzufertigen. Das ist bei fast Vollmond nicht leicht, da ich bei der Brennweite meines Refraktors rund 20 Bilder benötigte, die möglichst schnell erfasst werden mussten.

 

Die auffälligsten Gebiete bei vollständiger Beleuchtung sind der Strahlenkrater Tycho, auf der Südhalbkugel, die vielen dunklen Mare-Gebiete die sich auf der Nordhalbkugel konzentrieren, der kleine, sehr dunkele Krater Plato nördlich des Mare Imbrium und die weit ausgedehnten Strahlengebiete um die Krater Kopernikus und Kepler. Von letzterem windet sich ein Strahl auf den auffallenden, hellsten Punkt der Mondoberfläche - den Krater Aristarchus. Hier sollte man bei der Aufnahme aufpassen, denn er wird extrem schnell überbelichtet, auch wenn die anderen Gebiete noch korrekt dargestellt werden.  

Saturn

Dem Ringplaneten wandte ich mich etwa eine halbe Stunde zu. Hier ist man ganz im Gegensatz zu unserem Trabanten, ganz verrückt darauf, die Mond zu betrachten. Das 40mm rein - ja.. Titan ist schon gefunden. Das 25mm zeigt dann sofort Reha. Das Geheimnis ist, nicht lange zu suchen, sondern den Blick durchs Okular genau auf die Monde fallen zu lassen. Obwohl Dione und Thetys gerade in größter Elongation standen, vermochte ich sie nicht auszumachen. Zu sehr störte unser eigener Himmelsscheinwerfer, und auch die Überstrahlung durch Saturn selbst war sehr störend. Doch halt, der Ringplanet selbst hat viel zu bieten. Verschiedene Oberflächentönungen waren genauso auszumachen, wie Ansätze der Cassini-Teilung an den Seiten des Ringes. Das Seeing schwächelte merklich. Die 360 Bilder, die ich mit der Webcam anfertigte, waren durch einen Fehler leider überbelichtet, und zeigten kaum Details.

*Dann legte ich eine 3-stündige Schlafpause ein, die jedoch wenig erholte. Zu sehr geisterteten mir Gedanken wir plötzliche Bewölkungszunahme (war angekündigt für den Morgen) durch den Kopf.*

Jupiter

Der Ringplanet hatte seinen Höchststand erreicht, und strahlte wie ein kleiner Mond vom Himmel. Die 4 Monde waren sofort erkennbar, wobei Ganymed abseits stand, während Kalisto und Jupiter wohl gerade ein Rendezvous vorbereiteten. Europa und Io standen in 27" Abstand zwischen diesen beiden Szenarien.

Das Bild entstand aus einem addierten Bild der Jupiteroberfläche und einem überbelichteten der Jupitermonde. Von links nach rechts: Jupiter, Kallisto, Europa, Io und weiter außen Ganymed. Ich habe die Aufnahme aus Platzgründen auf 50% verkleinert, auch wenn dadurch Details auf Jupiter selbst verloren gingen, aber dies war auch nicht Ziel der Aufnahme. Das NEB, das SEB sowie die dunkelen Polregionen sind aber immer noch erkennbar.

*Um mir die Zeit bis zum Venus/Merkur-Aufgang etwas zu verkürzen, beobachtete ich wieder einige Doppelsterne.*

Epsilon Monocerotis

Schönes Exemplar. Trennbar im 40mm Okular. Deutlicher Helligkeitskontrast! Farbkontrast ebenfalls wahrnehmbar. - Distanz 12,3"

Beta Monocerotis

Der DS mit Aha-Effekt. Ich suche und suche, und werde fündig. Laut Karkoschka ein 4-fach System. Davon nehme ich im 40mm Okular noch nichts wahr. Er wirkt, wie ein gewöhnlicher DS. Das 25mm Okular bringt dieses Binärsystem besser in Erscheinung. Zwei etwa gleichhelle Komponenten stehen in 8,3" Distanz. Und wo sind die anderen beiden? Die schwächste Komponente des Systems steht abseits in 248" Distanz. Mir kommt die Erwähnung im Karkoschka schon recht seltsam vor, da es um viele Sterne in diesem Abstand Sterne gleicher Helligkeit gibt. Nun gut, die dritte Komponente ist also recht fad. Und wie bekommen wir nun Vierlinge? Das 10mm Okular gibt schnell Antwort, und zeigt eine der beiden 8,3"-Komponenten wiederum doppelt mit 3"  Distanz. Die Trennung gelingt gerade noch sauber. Also wirklich - dieser DS ist echt spannend.

Gamma Leonis

Diesen Doppelstern hab ich schon oft betrachtet. Hab anscheinend vergessen, wie schwierig er doch ist! Erst das 10mm Okular entlockt im binäre Verhältnisse, und trennt ihn sauber. Der Helligkeitsunterschied ist deutlich! Laut Karkoschka haben beide Sterne die gleiche Farbe, ich sehe den Begleiter jedoch bläulich! Woran liegt das? Sicherlich eine optische Täuschung. Auch das Bild unterstützt diesen Eindruck. Seltsam. Immerhin ist er sauber getrennt. Die Distanz beträgt nur 4,7", was neuen Trennungsrekord bedeutet.

Fokalaufnahme am 2,5" Zeiss Refraktor per Logitech Quickcam Pro 3000.

Merkur + Venus

Dann war es endlich soweit, und Merkur und Venus erhoben sich über die Dunstschicht. Ich hatte das Paar zuletzt am am 24.10.01 beobachtet und seitdem hat sich einiges getan. Während Venus weiter der Sonne entgegen eilt, hat Merkur die Gegenrichtung eingeschlagen. Stand er am 24.10 noch 3,5 südlich von Venus, hatte er diese nun bereits überrundet. Der Blick durch das Teleskop war interessant. Im 40mm Okular waren beide Planten auf einmal zu erkennen. Da war die Verlockung groß, dies auch per Webcam aufzunehmen.

Merkur      

Merkur (links) und Venus (rechts) mit der Logitech Quickcam Pro 3000 am 2,5" Zeiss - beide 2x vergrößert

Deutlich ist zu erkennen, das beide Planeten sehr unter dem Seeing litten. Die Aufaddition von Bildern konnte den verwaschenen Effekt zumindest mindern. Osten (Richtung Sonne) ist in jedem Bild links. Venus zeigt sich fast gänzlich beleuchtet, und sehr klein, während Merkur noch winziger erschien und zu etwa 2/3 beleuchtet war, was durch seine Eiform ausgedrückt wird.

Dann hab ich den Großteil der Technik weggeräumt. Nur der Zeiss, die Spiegelreflexkamera und mein kleiner Stuhl blieben auf dem Balkon. Jetzt genoss ich in vollen Zügen den wunderschönen Anblick von Merkur und Venus in der hellen Dämmerung. Es war nur eine kurze Zeit, wo beide wirklich vom Himmel strahlten. Genau zwischen dem Aufsteigen aus der Dunstschicht und dem verblassen im strahlenden Licht der Sonne, bot sich dieser phänomenale Eindruck, beide Planeten mit freiem Auge überdeutlich am Himmel strahlen zu sehen, was bei Merkur nicht sehr oft der Fall ist. Der Abstand der beiden betrug etwas mehr als Vollmonddurchmesser, erschien aber wesentlich größer. Ist der Mond tatsächlich so groß?! Ich bin beeindruckt. Schnell mache ich meine Fotoreihe weiter.

 

Der Zeiss hat das Paar in der Dämmerung nicht aus den Augen gelassen. Ein wunderbarer Anblick!

Wenige Minuten verbleiben mir dann noch, bis Merkur in der hellen Dämmerung verblasst. Venus ist sicher noch etwas länger ohne Probleme erkennbar. Mit dieser Gewissheit gehe wirklich zufrieden ins Bett.

Fazit: Was soll man bei soviel schönen Bildern noch sagen? ... genau, deshalb denkt euch den Rest ;). Eine tolle Nacht.


Deep-Sky und Planetenbeobachtung mit kleinen Teleskopen: www.Serifone.de