Beobachtungsnacht vom 30.11/1.12.2003

Instrumentarium: - 8" f/6 MEADE Starfinder EQ
                                 
Beobachtungsort:
Mittelmark/Brandenburg 52°19' n.B - 45m Meereshöhe

Bedingungen: Nach einer langen Durststrecke klarte der Himmel an diesem Abend endlich wieder auf, und die Beobachtung einiger Nebel war möglich. Dabei fand die Beobachtung aus Zeitgründen heute erstmals im neuen Garten statt, und dieser hat sich von der Qualität des Himmels trotz Ortsrandlage durchaus bewährt. Die Grenzgröße schwankte je nach Region zwischen 6m2 und 6m5, mit den geringeren Werten in Richtung des Sternbildes Aries in dem an diesem Abend beobachtet wurde. Das auch deshalb, da der Halbmond bis zu seinem Untergang noch die Szenerie erhellte. Die Nacht war kalt, und recht feucht, aber es bildete sich erst gegen Morgen Nebel.


Beobachtung:

Zeit: 22.30 Uhr - 01.00 Uhr MEZ

Wie immer hatte ich äußerst kurzfristig eine Beobachtungsregion ausgewählt. Ursprünglich waren ja Cetus und Eridanus angesetzt, aber aufgrund des Mondes wurde es nun der auch äußerst objektreiche Widder (Aries).

Deep-Sky-Jagd um die Hauptsterne des Aries

*Die erste Galaxie der Nacht suchte ich mit einer selbstgezeichneten(!) Karte, ausgehend von Alpha Arietis auf.*

UGC 1551 (Gx) (Ari) 14,1mag

In 1° Distanz zu dem hellen Alpha Ari befindet sich diese Galaxie. Bei 98x erscheint mit indirektem Sehen ein schwacher, aber eindeutiger Nebelschimmer. Die Galaxie ist etwas gegen die Sichtachse geneigt, was durch die ovale Form deutlich wird. Der zentrale Bereich wirkt etwas aufgehellt und leicht oval.

*UGC 1561 konnte ich leider mit dieser Karte nicht finden. So wählte ich den hellen Doppelstern Gamma Ari, und sucht seine Umgebung nach interessanten Objekten ab.*

NGC 719 (= IC 1744) (Gx) (Ari) 13,5mag

Diese Galaxie ist bei 126x nur mit einiger Mühe indirekt zu sehen. Sie wirkt sehr schwach, klein und leicht oval. Die Galaxie findet sich auch als Nr. 896 in Javelle's Nebelliste, und obgleich das Objekt so nahe bei dem von D'Arrest liegt, viel Dreyer die Identität nicht auf, und er schenkte dem Objekt einen zweiten Eintrag in einer seiner Nebellisten. => IC 1744

NGC 772 (Gx) (Ari) 10,3mag

NGC 772 ist zwar direkt sichtbar, aber für 10m3 nicht besonders hell. Trotzdem fällt die blasse, flächige Ellipse, schon bei 50x im Feld auf. Etwas dezentral sitzt im Halo ein sehr viel hellerer Kern, der bei genauer Betrachtung eine beinahe stellare Helligkeitsspitze zu besitzen scheint. Auch der Halo selbst ist ungewöhnlich. Bei 98x und indirekter Sicht, fällt an der Nordwest-Seite eine schwache Extension auf, die deutlich zum irregulären Eindruck der Galaxie beiträgt. Zwischen der Extension und dem Galaxienkörper ist ein dunkler Einschnitt sichtbar. Ein Spiralarm ist also mit 8" machbar!

 

NGC 772 mit Spiralarm und kleinem Begleiter NGC 770 im 8" Newton bei 126x

NGC 770 (Gx) (Ari) 13,0mag

Nur 3' südlich des Kerns von NGC 772 befindet sich diese kleine, recht flächenhelle Galaxie auf. Sie ist zwar nur mit indirekter Sicht zu erkennen, aber bei 126x als kleiner, ovaler Nebel, vergleichsweise gut sichtbar.

NGC 794 (Gx) (Ari) 12,8mag

Nur 3' südlich des Kerns von NGC 772 befindet sich diese kleine, recht flächenhelle Galaxie. Sie ist zwar nur mit indirekter Sicht zu erkennen, aber bei 126x als kleiner, ovaler Nebel, vergleichsweise gut sichtbar.

NGC 817 (Gx) (Ari) 13,2mag

Bei 126x erscheint diese kleine Galaxie schwach, etwas elongiert, und mit relativ homogener Helligkeitsverteilung. Sie bildet mit einem 10m-Stern und zwei weiteren 12m-Sternen ein markantes Trapez, an dessen Nord-West-Seite sie sich befindet.

*Langsam macht sich die Feuchtigkeit der Nacht in ständigem Beschlag der Okulare bemerkbar.*

NGC 803 (Gx) (Ari) 12,6mag

NGC 803 ist eine Entdeckung von William Herschel. Die Galaxie befindet sich nur ~1' neben einem 11m5-Stern, was die Wahrnehmung schwierig macht. Er bei 126x und indirektem Sehen fällt der Nebel auf. Dann aber zeigt er eine interessante Helligkeitsdifferenzierung mit einem deutlich helleren Nordteil, und einer eher diffus und schwach auslaufenden Südseite. Das Verhältnis der visuellen Gesamtelongation beträgt etwa 4:1.

Javelle's Objekte im Süd-Ost-Bereich des Widders

Mit fortschreitender Zeit senkte sich der Südwestteil doch merklich der Lichtglocke des Ortes entgegen, und ich zog mich in höher gelegene Regionen zurück. Meine Suche begann bei Delta Arietis. Im direktem Umfeld des Sterns befinden sich 4 herausfordernde Galaxien, die von Javelle in Nizza visuell entdeckt wurden.

IC 1890 (Gx) (Ari) 14,6mag

Trotz ihrer Lichtschwäche ist diese Galaxie aufgrund ihrer markanten Lage, etwas zentrisch zwischen einem 9m5 und einem 9m7-Stern, einfach zu finden. Mit indirekter Sicht erscheint bei 126x ein diffuser, schwacher Nebel, der jedoch recht einfach zu halten ist.

IC 1894 (Gx) (Ari) 14,6mag

IC 1894 befindet sich in einer, zumindest für einen 8"er fast sternleeren Region, nur etwas mehr als 18' von Gamma Ari entfernt. Nur mit Mühe ist an der Position ein extrem schwacher, länglicher Nebel zu erkennen. Die schwache Galaxie blitzt nur Momentweise auf.

*Bei den Galaxien IC 1891 (15m2) und IC 1893 (15m7!), ist dann aber wirklich Schluß. Diese Objekte liegen doch deutlich jenseits der Reichweite meines 8", aber scheinbar waren sie hell genug, um von Monsieur Javelle als auffällig empfunden, und mit dem 30" entdeckt zu werden. Noch zwei weitere Entdeckungen des Franzosen hatte ich im Okular.*

IC 1841 (Gx) (Ari) 14,3mag

Diese kleine Galaxie bildet mit 3 Sternen der 12. Magnitude eine Figur, die dem Kasten des Großen Wagens nicht unähnlich ist. Das Objekt selbst zeigt sich bei indirekter Sicht als schwacher, runder Nebel mit einem etwas helleren, stellaren Kern.

IC 1832 (Gx) (Ari) 14,3mag

IC 1832 ist bei 126x nur als, phasenweise aufblitzender, sehr schwacher Nebel erkennbar. Er ist zu schwach, um genauere Details wie eine Elongation oder ein Zentrum zu zeigen. Es bleibt einzig der Eindruck eines diffusen Objekts.

NGC 1036 (=IC 1828) (Gx) (Ari) 12,7mag

Dieses Objekt erscheint bei 126x als schwacher, rund-ovaler Nebel von vergleichsweise geringer Ausdehnung. Ein genauer Blick zeigt einen andeutungsweise aufgehellten Zentralbereich. 

Die Identität des Objektes mit IC 1828 geht auf eine Wiederbeobachtung und -katalogisierung durch Javelle zurück. Er übersah möglicherweise aufgrund von ungenauen Koordinaten William Herschels NGC 1036.

NGC 1030 (Gx) (Ari) 13,5mag

Bei 126x ist NGC 1030 per indirekter Sicht eindeutig als Nebel im relativ dünnen Sternfeld auszumachen. Die Galaxie erscheint recht schwach, deutlich oval und zeigt eine wahrnehmbare Aufhellung im Zentralbereich. Das Staubband liegt jedoch jenseits der Möglichkeiten einer 8"-Optik.

NGC 1054 (Gx) (Ari) 13,9mag

NGC 1054 wurde am 8. Oktober 1864 von D'Arrest entdeckt. Die Galaxie ist mit 98x nur sehr schwach indirekt wahrnehmbar. Ein auffälliges Sternmuster, das sich nach Osten hin anschließt, erleichtert die Suche sehr. Aufgrund der Lichtschwäche, ist nur ein rundlicher, diffuser Schimmer wahrnehmbar, der kaum eine zentrale Aufhellung erkennen läßt.

IC 248 (Gx) (Ari) 13,5mag

IC 248 wurde im Herbst 1891 von Burnham mit dem 36" Refraktor des Lick Observatory's aufgefunden. Auch mit 8" ist die Galaxie recht gut wahrnehmbar. Sie erscheint schwach aber deutlich, diffus und mit relativ schwachem Zentrum. Zwei markante 11m-Sterne, die bei der Aufsuche hilfreich sind, befinden sich jeweils ~5' westlich.

DoDz 1 (Oc) (Ari)

Bei 98x erscheint im Gesichtsfeld ein eher unauffälliger, sternarmer Haufen. Er besitzt neben 3 sehr hellen, und 3 mittelhellen Sternen nur wenige, schwache Mitglieder. Je nachdem wie weit man die Grenzen des Sternhaufens nach außen versetzt, wird man etwa auf 11-12 Haufenmitglieder kommen. Unter den hellsten Sternen befindet sich ein Doppelstern. Die Haufensterne bilden kein besonders markantes Muster, und so bleibt der Haufen relativ unscheinbar.

Schlussakkord des Abends : Cassiopeia

Trotz der tiefen Stellung konnte ich nicht wiederstehen und suchte in der Cassiopeia noch einige Objekte auf. Dabei stand erneut die Region um Gamma Cas auf dem Plan die ich nun schon in 3 verschiedenen Nächten unterschiedlichster Qualität nach schwierigen Objekten abgesucht hatte. Die aufgeführten Beobachtungen der beiden schwierigen Nebel sind daher die Summe aller gesehen Details, während ich die beiden Sternhaufen nur kurz besucht hatte. 

IC 63 (Neb) (Cas)

Extrem schwieriger Nebel, der nur in 2 von 3 Nächten gesehen werden konnte. Wenn man Gamma Cas außerhalb des Feldes positioniert, erscheint bei 98x und indirekter Sicht zeitweise ein kleiner ovaler Nebelfleck, von dem sich eine sehr schwache Nebelkante nach Osten hin erstreckt. Sie weist östlich auf einen schwächeren Stern. Der nördliche Nebelausläufer konnte nur vermutet werden, wodurch jedoch ein fast kometenähnlicher Eindruck entstand. Mit einem UHC-Filter zeigt der Nebel keinen Gewinn, aber er ist ebenfalls sicher visuell festzustellen.

IC 59 (Neb) (Cas)

Obwohl IC 59 auf Fotografien schwächer als der nahe IC 63 erscheint, konnte ich ihn fast "einfacher" erkennen. Er erscheint mit indirektem Sehen als sehr schwacher, recht ausgedehnter Nebel mit dreieckiger Gesamtform. Auffällig ist ein kleine Ansammlung schwacher Sterne an seinem Ostrand, die deutlich zur einwandfreien Feststellung des Objektes beiträgt. 

NGC 358 (Oc) (Cas)

Bei 50x erscheint diese kleine Sternansammlung gerade aufgelöst. Bei 126x zeigt sich die kleine, einem Parallelogramm nicht unähnliche Sternansammlung, die nur aus 4 Sternen besteht. Bei höherer Vergrößerung und indirektem Sehen blitzen in der direkten Umgebung noch 2-3 weitere Sterne auf, deren Zugehörigkeit zum "Haufen" jedoch fraglich bleibt.

NGC 366 (Oc) (Cas)

Bei 50x ist dieser kleine Haufen zusammen mit NGC 358 im Gesichtsfeld. Der Anblick ähnelt diesem zumindest bei niedriger Vergrößerung. Der Haufen zeigt sich dann kompakt und knapp aufgelöst. Bei 126x sind 8 Sterne vor körnigem Hintergrund erkennbar. Etwa zentrisch in der Sternansammlung steht ein markanter enger Doppelstern. Der hellste Haufenstern befindet sich am Südrand.

Stock 3 (Oc) (Cas)

Stock 3 ist ein großer, lockerer Haufen der am besten bei geringer Vergrößerung wirkt. Insgesamt sind 6 hellere, und 3 schwache Sterne in einem aus Sternreihen arrangierten Muster zusammengefügt.

*Nach Czernik 3 suchte ich aufgrund der falschen Position im SAC von CdC, 2x umsonst. Der OVOC zeigt die korrekte Position.*

Damit war die Beobachtungsnacht leider schon wieder vorrüber, und mir war mächtig kalt. Zudem mußte ich am nächsten Morgen wieder früh raus, was ohnehin schon schwer fällt, wenn man bis halb 2 in der Nacht beobachtet hat. ;-) Fest steht, mehr von solchen Nächten müssen her.

Clear Skies
Matthias


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