Beobachtungsnacht vom 2/3.6.2002

Instrumentarium: - 8" f/6 Meade Starfinder (25mm Plössl, 6,4mm Super-Plössl + UHC)
                                    - 4,5" f/4,3 Bresser Pluto/S

Beobachter: Matthias Juchert, Martin Dietrich

Bedingungen: 

Es passiert wirklich selten, das man zwei extrem klare Nächte an zwei aufeinander folgenden Tagen erlebt. So fand ich mich gegen 23 Uhr just an dem Platz wieder, den ich erst vor 20 Stunden beim letzten abbauen wieder verlassen hatte. Diese Nachte sollte noch besser werden - absolut transparent, ohne jeglichen Dunst mit fast extremer Horizontsicht. Auch zogen dieses Mal keine störenden Wolkenfelder durch - so konnte das Fest erneut beginnen. Grenzgröße zu Spitzenzeiten wieder 6m2 bei Mitternachtsdämmerung! M13 war einfach - sogar M5 habe ich freisichtig wahrgenommen.


Beobachtung:

Zeit: 23.00 Uhr - 2.30 Uhr

Eigentlich wollte ich nochmal diesen nördlichen Kugelsternhaufen im Lupus probieren, da fiel mir auf, das der Ostteil der Hydra noch gut stand - ein letzter Versuch für M83. Doch dieses Mal konnte ich sie auch von hier "oben" aufspüren.

M 83 (NGC 5236) (Gx) (Hya) 7,5mag

Nur noch wenige Grad über dem Horizont. Sehr schwierig, aber heute war der Tag gekommen, an dem die Galaxie auch von "hier oben" gesichtet werden konnte. Indirekt war bei 50x ein sehr schwacher Nebel mit leicht aufgehelltem Zentrum zu erkennen. Besser sichtbar wurde dieser bei leichter Tubusbewegung. Auch von Martin gesehen, und damit auch bestätigt. 

M 4 (NGC 6121) (Gc) (Sco) 5,9mag

Heute etwas besser als gestern. Der zentrale helle Balken scheint nicht ganz in Nord-Süd-Richtung ausgerichtet. Insgesamt sehr gut aufgelöst bei 190x. 

NGC 6144 (Gc) (Sco) 9,1mag

Kleiner undefinierter Globular Cluster etwas nördlich von M4. Indirekt nicht ohne Schwierigkeit zu erkennen. Kann aber gehalten werden. Schwierig, da sehr tief am Himmel.

Dann über den bei 190x schön aufgelösten M5 in die östlichste Ecke des Sternbildes Virgo.

NGC 5846 (Gx) (Vir) 10,0mag

Hell, wenn auch nicht strahlend. Der helle Kern ist erkennbar. Knapp kann ich die hellste Galaxie einer kleinen Galaxiengruppe direkt gerade noch halten.

NGC 5850 (Gx) (Vir) 10,8mag

2 hellere Sterne an der Nordseite. Wesentlich schwächer als NGC 5846. Die Größe scheint ganz ähnlich, jedoch kann ich keinen Kern erkennen. Eine Galaxie mit sehr geringer Flächenhelligkeit.

NGC 5838 (Gx) (Vir) 10,9mag

Ziemlich hell, ziemlich klein und von der Form her rund bis oval. Kann noch direkt beobachtet werden. Sie "zeigt" auf einen hellen 8m-Stern.

NGC 5854 (Gx) (Vir) 11,9mag

Indirekt erkennbar. Ziemlich schwach und etwas länglich. Orientierung genau wie bei NGC 5838.

NGC 5864 (Gx) (Vir) 11,8mag

Schwach selbst per indirekter Sicht. Deutlich länglich, mit dezent aufgehelltem Zentrum.

NGC 5813 (Gx) (Vir) 10,5mag

Recht groß, für 10m5 ziemlich schwach. Mir viel auf, das sich einige Sterne in der Umgebung befanden, die teilweise sogar auf die Galaxie projeziert waren.

NGC 5806 (Gx) (Vir) 11,7mag

Mittelgroße diffuse Galaxie. Völlig homogen ohne erkennbare Aufhellung zum Zentrum.

Dann beobachteten wir noch aus den Liegestühlen, die Martin mitgebracht hatte etwas die Milchstraße. Besonders auffällig waren dabei der Sternhaufen M39 sowie der Dunkelnebel Bernard 168 der wie ein kleiner schwacher Strich im Gesichtsfeld erschien. Cygnus steht einfach noch zu tief. Nach dieser kleinen Entspannungseinlage wandte ich mich wieder den Kugelsternhaufen im Schlangenträger zu.

NGC 6426 (Gc) (Oph) 11,2mag

Sehr schwacher Kugelsternhaufen, aber indirekt noch einigermaßen gut zu beobachten. Mittelgroß und nicht erkennbar zentral aufgehellt.

NGC 6517 (Gc) (Oph) 10,3mag

Indirekt sehr schwacher kleiner Nebelball. Fast schwächer als NGC6426.

NGC 6539 (Gc) (Ser) 9,6mag

Per indirekter Sicht gut erkennbar. Ein überraschend großer schwacher Nebelhauch ohne zentrale Aufhellung, mit homogenem Helligkeitsverlauf.

IC 1276 alias Palomar 7 war ein sinnloses Unterfangen. Nichts zu erkennen.

NGC 6325 (Gc) (Oph) 10,7mag

Auch hier hilft nur die indirekt Sicht. Dieser Nebel ist extrem schwer wahrnehmbar. Das liegt nicht nur am tiefen Stand des Objektes - er hebt sich kaum vom Hintergrund ab. Die Identifikation war dann nach einer Weile aber sicher!

NGC 6401 (Gc) (Oph) 9,5mag

Schwach. Indirekt gerade noch gut beobachtbar. Ebenfalls kaum eine zentrale Aufhellung beobachtbar. Vielleicht liegt dies am geringen Horizontabstand von 12°.

NGC 6355 (Gc) (Oph) 9,6mag

Ziemlich schwierig. Dieser Haufen liegt auf gleicher Deklination, wie M4. Per indirekter Sicht konnte ich ihn bei 50x gerade halten. Auffällig war die sternreiche Umgebung die den Eindruck etwas geschwächt hat.

Damit hatte ich alle erreichbaren Ophiuchus-Kugelsternhaufen abbeobachtet. Einzig IC 1257,  Pal 6 und Pal 15 lagen außerhalb der Reichweite - sie gehören zu den schwierigsten Globulars überhaupt! Ich befürchte, da reicht der 8-Zoller nicht mehr.

Dann habe ich wieder eine kleine Feldstecher-Tour durch den Cygnus gemacht. Unglaublich entspannend und dann noch die netten 60er Jahre-Songs im kleinen Radio von Martin. Das ergab zusammen mit dem tiefblau bis leichtgrünen Leuchten über dem Nordhorizont eine unglaubliche Athmosphäre.

Dann die Schlussrunde mit dem Karkoschka im Schützen.

M 22 (NGC 6656) (Gc) (Sgr) 5,1mag

Schon ein riesiger Sternhaufen, der da in meinem Gesichtsfeld sitzt. Bisher vorher nur beim Messier-Marathon in Kärnten mit dem 8" beobachtet, und da hatte ich keine Zeit zum geniessen. Heute war er schon richtig schön aufgelöst. Sehr groß, sehr hell - beeindruckend bei 190x.

M 28 (NGC 6626) (Gc) (Sgr) 6,8mag

Im 2,5" immer ziemlich schwach, aber heute bei den Bedingungen viel besser und heller als alle NGC-Globulars. Der Haufen war knapp nicht aufgelöst, verriet aber seine Sternhaufennatur durch ein körniges Erscheinungsbild.

Dann wollte ich einfach mal die 3 südlichen Sagitarius-Haufen beobachten - ich befand mich immer noch in Brandenburg. :) Auf 52,5° n.B. M54 war schon einmal leicht beobachtbar von hier - selbst mit 2,5". Also dann.

M 54 (NGC 6715) (Gc) (Sgr) 7,7mag

Einfach. Der Himmelshintergrund ist auf dieser Breite zwar schon deutlich aufgehellt, aber der Haufen ist leichte Beute. Deutlich erkennbarer Nebelfleck bei 50x. Das Zentrum ist sehr leuchtend. Das motiviert zu mehr.

M 70 (NGC 6681) (Gc) (Sgr) 8,1mag

Ziemlich tief auf nur 5,5° Horizonthöhe. Ja - ich nehme meine Vermutung zurück, dieser Haufen sei nicht von dieser Breite sichtbar. :-) Er ist es doch - nicht besonders gut (der Anblick von Österreich mit dem 2,5" war besser), aber indirekt deutlich. Er wirkt sehr schwach, diffus und besitzt keine wahrnehmbare Zentralaufhellung. Interessanterweise kann man einige verstreute Sterne um ihn herum erkennen. Die gehören wohl nicht zum Haufen.

M 69 (NGC 6637) (Gc) (Sgr) 7,7mag

Auf ähnlicher Höhe wie M70. Was für eine Horizontsicht!! Einfach zu findender Nebel, der im Aussehen eher M54 ähnelt, wenn auch sein Zentrum nicht ganz so brillant erscheint. Er befindet sich dicht südöstlich eines hellen Sternes, was den Anblick unverwechselbar macht.

Eigentlich wollte ich dann los, aber da Martin noch seine Milchstraßenaufnahmen machen wollte, schaute ich mir noch etwas M8 an. Mit UHC ist das eine ganz andere Welt - prächtig, was da für eine Ausdehnung sichtbar wird. Auch M20 habe ich noch lange betrachtet. Die dunklen Teilungen (3 habe ich gesehen) waren nur mit UHC-Filter erkennbar. Der Reflexionsteil des Nebels war ohne Filter, wie mit Filter schwach angedeutet. Da nun in der Morgendämmerung der Schwanz des Skorpions wieder seine Kulmination erreichte, machte ich mich wieder auf die Suche. War die Horizontsicht heute besser als gestern? JA!

M 6 (NGC 6405) (Oc) (Sco) 4,2mag

Wieder ein prächtiger Anblick. Da ich das Objekt in der vergangenen Nacht gezeichnet hatte, erkannte ich schnell die markanten Züge - die Position war trotz der tiefen Stellung einfach zu finden. Sogar im Feldstecher. Der Vergrößerung von 50x war ideal. Etwa 30 Sterne waren in dem markanten Muster zu erkennen.

Ich nahm den 9x60 Feldstecher von Martin und warf noch einen genauen Blick auf die Position. Ich erkannte M6 deutlich als Nebel, aber darunter war auch noch etwas zu erkennen. Die nachfolgende Kollage soll es halbwegs verdeutlichen.

Kollage: M6 (oben) und M7 wenige Grad über Baumwipfeln

Das Bild ist natürlich übertrieben aber so ähnlich sah es im Gesichtsfeld aus. Mir war klar, das ich M7 mit dem Feldstecher dicht über den Bäumen erkannt hatte

M 7 (NGC 6475) (Oc) (Sco) 3,3mag

So - nun war es entgültig. M7 ist von hier in einer solch exzellenten Nacht selbst 2° über dem Horizont noch einwandfrei zu erkennen. Ich konnte sogar knapp 20 ziemlich helle Sterne zählen. Zentral stand ein heller weiter Doppelstern mit 35" Distanz. Die beiden markanten Sternketten bestimmen den Anblick. Leider war meine Minimalvergrößerung von 50x sehr nachteilig, und ich konnte den Prachthaufen nicht ganz überblicken. Trotzdem habe ich eine Skizze gemacht:

Zwischen M7 und den Horizontbäumen war sogar noch der Stern G Scorpii auf 0,5° Horizonthöhe im 8" zu erkennen! 

Damit habe ich nun auch von meiner Location in Brandenburg auf 52,5° n.B. sämtliche Messier-Objekte beobachten können. Die schwersten Brocken sind wegen ihrer Höhe sicherlich immer M7, M83 und vielleicht M70. Aber wie man sieht ist es in einer richtig guten Nacht doch zu packen.

Clear Skies
Matthias


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