Beobachtungsnacht vom 26.3.2004

Beobachter: - Matthias Juchert, Martin Dietrich

Instrumentarium: - 8" f/6 MEADE Starfinder EQ, 10x50 Fernglas auf EQ1(!) 
                                 
Beobachtungsort:
Mittelmark/Brandenburg 52°19' n.B - 50m Meereshöhe

Bedingungen: Eine ausgesprochen gute Nacht, die noch einmal gezeigt hat, wie schön kalt und klar auch Spätwinternächte sein können (obwohl wir ja eigentlich schon Frühling hatten). Die Grenzgröße in Ursa Minor erreichte 6m9! Damit war der schwache 6m7-Stern im Kasten ohne weiteres zu sehen. Zudem war es wunderbar trocken, und auch der schwache Wind (2-3 Bft) spielte keine Rolle. Einziges Problem war die eisige Kälte, denn ich hatte meine dicken Winterstiefel vergessen.


Beobachtung:

Zeit: 00.15 Uhr - 02.45 Uhr MEZ

Bald nach dem der Mond untergegangen war, bin ich mit meinem Kumpel Martin zum Beobachtungsplatz aufgebrochen. Auch die im Licht der Scheinwerfer funkelnden Augen, die ich auf der Hinfahrt im benachbarten Wald sah, konnten nicht schocken. Mit der Zeit ist man doch etwas abgehärtet. ;-) Es sollte eine lockere Runde ohne ein großes Programm werden. Der Himmel war so schön, daß man bereits mit bloßem Auge reichlich staunen konnte.

Noch ein Highlight, daß ich bereits 2 Stunden vor Beobachtungsbeginn fotografiert habe, war die nette Komposition von Mars, Mondsichel und Plejaden am Abendhimmel.

 

- Mars, Mond und Plejaden am 25.3.2004 gegen 22h (fotografiert mit einer Pentax Optio 555) - © by Matthias Juchert

Die Gruppe um NGC 2964

Nach dem Aufbau der Ausrüstung schwenkte ich zunächst in den westlichen Leo, um dort ein Objekt aus der Herschel 400-Liste anzusteuern.

NGC 2964 (Gx) (Leo) 11,2mag

Hellste Galaxie in einer kleinen, länglichen Dreiergruppe mit NGC 2968 und NGC 2970. Fällt bereits bei 50x als direkt sichtbarer Nebelfleck in einem netten Feld auf. Bei 126x erscheint sie hell, groß und deutlich oval, mit einem länglichen helleren Zentralgebiet. Mit indirekter Sicht lassen sich nach einiger Zeit sehr schwache Strukturen im Halo ausmachen. Die Anordnung der Spiralarme entgegen des Uhrzeigersinns, ist zwar visuell andeutungsweise nachvollziehbar, jedoch handelt es sich dabei nur um kurzzeitig aufblitzende Details.

NGC 2968 (Gx) (Leo) 11,9mag

Nur 6' nordöstlich von NGC 2964 erscheint mit NGC 2968 die mittlere Galaxie der hübschen Dreierkette. Sie ist zwar schwächer als ihr hellerer Nachbar, kann jedoch noch phasenweise mit direkter Sicht gehalten werden. Bei 126x erscheint das Objekt etwa 3:1 elongiert, und zeigt ein helleres Zentrum. Mit indirekter Sicht deutet sich sehr schwach eine Dunkellinie an, die die Galaxie zentral teilt.

NGC 2970 (Gx) (Leo) 13,7mag

Das dritte und schwächste Mitglied der kleinen Dreiergruppe. Der 11m7-Stern, der sich nur knapp 3' westlich befindet, beeinträchtigt die Wahrnehmung der Galaxie spürbar. Sie ist indirekt nur als ziemlich schwacher, kleiner Nebelfleck mit rund-ovaler Gesamtform zu erhaschen.

- Zeichnung der NGC 2964-Gruppe im 8" Newton bei 126x - © by Matthias Juchert -

*Martin sah auf den ersten Blick 2 Nebel in der Gruppe - der dritte bereitete ihm auch etwas Schwierigkeiten, aber schließlich konnte er ihn auch erhaschen. Nach einigen langen Blicken auf Jupiter, dessen braunrötliche Bänder und die Lichtspiele der aufgereihten Monde zu begeistern wussten, entdeckte Martin mit seinem 10x50 Fernglas noch einige Nebel am Firmament, während ich mir einige Ursa Major Galaxien vornahm.*

NGC 3740 (Gx) (UMa) 14,1mag

Bei 126x nur sehr schwach aufblitzend wahrnehmbar. Die längliche Form der Galaxie ist andeutungsweise erkennbar. Entdeckt wurde das Objekt schon von W. Herschel, der sie als H III 847 verzeichnete.

NGC 3770 (Gx) (UMa) 12,8mag

Mit indirekter Sicht ist NGC 3770 eine schwache, aber doch deutliche Galaxie. Sie befindet sich in einer weitgehend sternleeren Region, und zeigt einen kleinen, rund-ovalen Halo.

NGC 3809 (Gx) (UMa) 12,7mag

Bei 126x ist der recht helle Kern dieser Galaxie bereits direkt als unscharfer Fleck wahrnehmbar. Für den rundlichen Halo ist jedoch indirektes Sehen notwendig. Er zeigt sich von eher geringer Ausdehnung, und wird vom Zentrum beinahe überstrahlt.

Neuentdeckungen

Ich hielt es für eine gute Idee, Martin mal mit einem ganz besonderen Messier-Objekt zu überraschen. M40 - ein mehr oder weniger langweiliger Doppelstern (so dachte ich zumindest), war das Ziel. Ohne ihm genaueres zu verraten, stellte ich das weite Doppelsystem ein, und lies ihn ins Okular schauen. Nach einigen Sekunden meinte er zu meiner Überraschung: "So links oben ist was - ein Nebel.". Damit hatte ich nicht gerechnet. Aber es kommt noch besser! Wenige Sekunden später vermeldet er noch einen weiteren Nebel! Ungläubig schaute ich ins Okular, und traute meinen Augen kaum. Martin hatte recht. Dicht bei M40 waren 2 Nebelflecken erkennbar! Einer ziemlich deutlich, und einer sehr schwach. Zugegeben - ich habe M40 in all den Jahren vielleicht 3-4x eingestellt, aber die Nebel waren mir noch nie aufgefallen! Beim späteren Vergleich konnte ich die Nebel als NGC 4290 und NGC 4284 identifizieren. Auf jeden Fall eine schöne Überraschung!

Dann hatte Martin genug und machte sich auf nach Haus. Ich hatte noch Motivation, einige weitere Nebel im Ursa Major anzuschauen, auch wenn meine Füsse schon zu Eisklötzen mutiert waren. Ich hatte leider meine Beobachtungsstiefel vergessen.

NGC 4054 (Gx) (UMa) 14,4mag

Auf den POSS-Platten zeigt sich dieses Objekt als kompakte Gruppe von 2-3 Galaxien, die Herschel als ein Einzelobjekt katalogisiert hat. Erst nach längerer Beobachtung und durch den Vergleich mit der genauen Skizze, später sicher identifiziert. Ein sehr schwacher, leicht ovaler Nebel ist in guten Momenten indirekt erkennbar. Einige schwache Sterne rahmen ihn besonders nach Norden hin ein.

NGC 3963 (Gx) (UMa) 11,7mag

Insgesamt recht schwach, aber mit indirektem Sehen doch deutlich sichtbar. NGC 3963 erscheint als ausgedehnter, etwas ovaler Nebel mit schwach aufgehelltem Zentralgebiet. William Herschel entdeckte das Objekt am 18.3.1790, und nahm es erstaunlicher Weise in die Kategorie der planetarischen Nebel auf.

NGC 3958 (Gx) (UMa) 12,6mag

8' südlich von NGC 3963 findet sich mit NGC 3958 die schwächere Galaxie des Paares. Sie ist bei 126x indirekt schwierig auszumachen, und zeigt einen lichtschwachen kleineren Halo, der von einem deutlich helleren Zentrum dominiert wird. 

Bei meinen Beobachtungen vermeinte ich, genau westlich von NGC 3963 noch einen weiteren Nebel erkennen zu können, der bei Tubusbewegung wie eine kleine Edge-On-Galaxie erschien. Das POSS zeigt hier definitiv keinen Nebel, so daß diese Sichtung fraglich erscheint. Vielleicht nur einer Täuschung ... oder ein unbekannter Komet? :-) Wer weiß... . Bevor mich die Kälte vertrieb probierte ich mich noch an 3 UGC-Galaxien im UMa-Kasten.

UGC 6957 (Gx) (UMa) 14,6mag (p)

Die Galaxie bildet den helleren Part eines netten, aber sehr schwachen Galaxienpaars - zusammen mit UGC 6939. Indirektes Sehen zeigt die Galaxie schwach aber deutlich. Es zeigt sich ein diffuser, kleiner Nebelfleck mit deutlich hellerem Zentrum.

UGC 6939 (Gx) (UMa) 14,4mag (p)

Paar zusammen mit UGC 6957. Auch indirekt ist die kleine Spirale nur sehr schwach auszumachen. Immerhin gelingt es, ab 126x die elongierte Gesamtform auszumachen. Ansonsten verbleibt der Gesamteindruck diffus.

UGC 7144 (Gx) (UMa) 14,3mag (p)

Mit 126x ist an der Position von UGC 7144 ein kleiner ovaler Nebel in der Nähe eines schwachen Sterns auszumachen. 

Dann hatte auch ich genug. Der Himmel war zwar immer noch verlockend klar, aber wenn man langsam die Füße nicht mehr spürt, sollte man doch zusammen packen. Meine Augen waren gut adaptiert, und ich fuhr den Feldweg noch etwas ohne Licht entlang. Mehr solch klarer Nächte wünsche ich mir für die nächsten Monate. 

Clear Skies
Matthias


* Visual Deep Sky Observing and CCD-Imaging: www.Serifone.de *