Beobachtungsnacht vom 22.3.03

Instrumentarium: - 8" MEADE Starfinder EQ (f=1220mm)
                                 
Beobachtungsort:
Land Brandenburg. - 50m über Meereshöhe

Bedingungen: Es war eine gute Nacht mit bis zu 6m7 freisichtiger Grenzgröße in Gemini. Die Temperaturen waren mit -5°C zwar frisch, aber ich war schon schlimmeres gewöhnt. Leider waren die Lichtglocken von Brandenburg im Norden, und Berlin/Potsdam im Osten heute doch etwas störend. Dafür war wie am Vorabend kaum Wind zu verspuren.


Beobachtung:

Zeit: 22.00 Uhr - 1.00 Uhr

Es war ruhig auf dem Feld - die ferne Landstraße wurde nur gelegentlich von einigen Autos passiert - ansonsten hörte man nur die Geräusche von Feldmäusen, die sich scheinbar ganz in der Nähe vergnügten. Über mir im Zenit stand der Große Bär mit seinen mächtigen Ausmaßen. Besonders beeindruckend finde ich immer wieder die 3 hellen Sternpaare, die das Sternbild nach Süden hin begrenzen. Sie stellen die Pfoten des Bären da.  Von einer der beiden Hinterpfoten, die genau auf dem Sternbild Leo Minor "steht", begann die Jagd des heutigen Abends. Hier versteckt sich die Galaxie NGC 3184, die auch im Karkoschka verzeichnet ist. Im 2,5" Refraktor ist mit indirekter Sicht nur ein matter Fleck zu sehen.

NGC 3184 (Gx) (UMa) 9,8mag

Die Galaxie ist bei 50x leicht als großer diffuser Nebelfleck zu erkennen, wobei ein 11mag-Stern direkt an ihrer Nordflanke steht. Das Erscheinungsbild erinnert etwas an NGC 6946 im Cepheus, wobei NGC 3184 eine etwas deutlichere Zentralregion hat. Nach intensiver Halbstündiger Beobachtung bei 98x wurden aus zaghaften Strukturen eine deutlich gemottelte Oberfläche. Besonders im NW des Kerns, konnte man einen dunklen Einschnitt wahrnehmen, während sich der Halo sonst recht rund um den Kern herum verteilte. Die entstandene Skizze, bei der ich etwas voreilig die Spiralarme betont hatte, erwies sich dann auch als teilweise falsch. So muss ich sagen, das ich die Spiralstruktur nicht endgültig nachvollziehen konnte - hier wäre etwas mehr an Vergrößerung - also zwischen 98x und 190x vielleicht der Schlüssel zum Erfolg. Ein aufregendes Objekt.

Dann fand ich mich bereits auf dem Gebiet von Leo Minor wieder, und nach einem Starhopp über 3°, war ich bei einer der interessantesten Galaxiengruppen angekommen, die ich je beobachtet habe!

Die NGC 3158-Galaxiengruppe

Diese Galaxiengruppe bietet auf den DSS-Bildern einen unvergleichlich reizvollen Anblick. Um die helle Zentralgalaxie, verteilen sich in Ketten ihre Mitglieder. Auf dem POSS erscheint es noch reizvoller! Nach etlicher Beobachtungszeit, konnte ich insgesamt 8 Galaxien in der Gruppe ausmachen - bis auf NGC 3161 alle NGC-Objekte. Leider lief zum Ende der Beobachtung dieser Gruppe immer wieder das Okular an, so das mit dem 8"er vielleicht sogar noch mehr geht! Hier nun die Beschreibungen:

 

NGC 3158 (Gx) (LMi) 11,9mag

Deutlich, und in guten Momenten knapp direkt zu erkennen. Aber nicht all zu hell. Rund, mittelklein mit ausgeprägtem Zentrum. Schon bei 50x gesehen.

NGC 3160 (Gx) (LMi) 15,2mag (!)

Edge-On. Sehr schwierig. Bei 98x mit indirektem Sehen nur zu erkennen, wenn man den optimalen Blickwinkel trifft. Zwischen 2 Sternen - näher zum schwächeren.

NGC 3152 (Gx) (LMi) 14,2mag

Mit indirektem Sehen bei 98x sichtbar. Strukturlos.

MGC 7-21-25 (Gx) (LMi) 16mag (p)

In einer schönen Sternkette, von NGC 3158 weglaufend. Unglaublich hell, wie ein Stern! Wirkt beinahe stellar und ist direkt sichtbar. Position mit dem DSS verifiziert - enorme Flächenhelligkeit!

NGC 3163 (Gx) (LMi) 13,3mag

Bei indirekter Sichtweise recht auffällig. Rund mit hellem Zentrum. 98x Bei 50x vermutet.

NGC 3159 (Gx) (LMi) 13,6mag

 Nur indirekt sichtbar. Schwächer als NGC 3163 aber sonst von der Erscheinungsform her ähnlich. 98x

*NGC 3161 war trotz intensiver Versuche heute nicht erkennbar*

NGC 3150 (Gx) (LMi) 15,4mag

Bei 98x mit indirekter Sicht noch schwach erkennbar. Form rundlich. Ziemlich schwierig

NGC 3151 (Gx) (LMi) 13,8mag

Sehr schwierig - nur in einigen Momenten vermutet. Schwacher gleichmäßiger Nebel. 98x

Gleichzeitig waren maximal 3 Galaxien hiervon zu erkennen, so das man sich von meiner  nachfolgenden Zeichnung nicht in die Irre führen lassen sollte. Jedes einzelne Objekt wurde mühsam erkämpft - ohne indirekte Sicht und das treffen des optimalen Blickwinkels, wäre nur die helle Hauptgalaxie und vielleicht NGC 3163 sichtbar gewesen. Bemerkenswert - die sehr helle, aber winzige MGC-Galaxie östlich von NGC 3158! Eventuell muss man die Helligkeit am Monitor etwas erhöhen, um alles zu erkennen.

NGC 3158-Gruppe am 8"er bei 98x: Norden ist links, Westen oben

Weitere Kleinode von Leo Minor

Der nördliche LMi hat viele weitere Schätze - nur einige davon hatte ich im Okular. Ein unglaublicher Reichtum für so ein kleines Sternbild!

NGC 3294 (Gx) (LMi) 11,8mag

Schon bei 50x deutlicher, heller elongierter Nebel. Keine extreme Kantenlage, aber doch deutlich gegen die Sichtachse geneigt. Bei 98x interessant. Wirkt leicht strukturiert mit einem leicht verbeulten Zentrum. Vielleicht sind dies auch Zentrumsnahe Dunkelstrukturen. Auf jeden Fall scheint ihr Körper ganz leicht unregelmäßig.

NGC 3291 (Stern) (LMi) *

Wieso der Erstbeobachter dieses seltsamen Objektes Bigourdan, an dieser Stelle einen Nebel gesehen haben will ist fraglich. Genau an seiner Position findet sich ein mäßig schwacher Stern von etwa 13mag, der bei 190x nicht nebelhaft wirkt.

NGC 3304 (Gx) (LMi) 13,4mag

Diese schwache Galaxie war bei 98x nur indirekt sichtbar - dann aber eindeutig. Die Tatsache, das ich das Objekt als rund beschrieben habe, zeigt, das ich nur den hellen Kern, und nicht die schwachen Arme gesehen habe.

NGC 3334 (Gx) (LMi) 12,8mag

Dieser Nebel erscheint recht schwach, aber deutlich mit 98x. Meine Skizze zeigt einen helleren Kern was sich gut mit dem Anblick im DSS deckt - eine typische Elliptische Galaxie. Leider ist immer wieder das Okular beschlagen, so das ich die Form als elongiert beschrieben hatte.

*Zwischendurch immer mal wieder ein staunender Blick auf Vesta, die sich gegenüber dem Vortag ein winziges, aber markantes Stück weiterbewegt hatte. Zum Glück stand sie ja genau in einem Trapez schwacher Sterne, wodurch die Bewegung deutlich wurde! Faszinierend! Die Bewegung eines Kleinplaneten mit dem bloßen Auge zu verfolgen! Da der Mond bald aufging, schnell noch eine besondere Schönheit!*

NGC 3432 (Gx) (LMi) 11,3mag

Sehr schönes lohnendes Objekt! Schon mit 50x ist ein deutlicher, langgestreckter Nebel zu erkennen. Die NSOG beschreibt sie sogar als Feldsteckerobjekt! Man erkennt schon 1-2 Sterne auf der Galaxie. Mit 98x wird die Galaxien zum Augenschmaus. Eine unsymetrische 5-6:1 elongierte Lichtinsel, vor die sich 3 Sterne projizieren. Zwei Sterne im Süden - einer östlich des Kerns. Dieser scheint deutlich nach Norden verschoben zu sein. Wenn man es genau betrachtet, kann man ansatzweise ein paar Helligkeitsknoten wahrnehmen. Der Ostteil der Galaxie erscheint heller als der Westteil. Was für ein Objekt! Anschauen! 

Mondaufgang

Dann ging der Mond in unvergleichlichem Kontrast zu der ganzen Szenerie auf - tief stehend im Skorpion direkt mit Beta Scorpii. Die Luft war so klar, das man ihn schon beim Aufgang völlig ungetrübt sehen konnte, wie er langsam an den 2km entfernten Bäumen vorbei striff. Was für ein Anblick! Man konnte die schnelle Bewegung des Mondes direkt verfolgen - da wurde die ach so fest stehende Erde, plötzlich auch nur noch zu einem Schiff auf den Weg zu neuen Ufern. Mit diesem Anblick machte ich mich dann durchgefroren aber wieder mal hochzufrieden auf nach Haus.

Clear Skies
Matthias


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