Beobachtungsnacht vom 20/21.2.2004

Instrumentarium: - 12,5" f/4,7 Dobson, 8" f/6 MEADE Starfinder EQ
                                 
Beobachtungsort:
Mittelmark/Brandenburg 52°19' n.B - 50m Meereshöhe

Beobachter: Matthias Juchert, Christian Schreiner

Bedingungen: Sehr gute Bedingungen auf einer geschützten Lichtung, dicht am Waldrand. Dabei freie Sicht nach Süden mit exzellenter Durchsicht bis zum Horizont. Die Grenzgröße betrug etwa 6m8. Dabei hatten wir es doch mit recht frischen Temperaturen von -4°C zu tun - allerdings ohne all zu kräftigen Wind.


Beobachtung:

Zeit: 19.45 Uhr - 02.00 Uhr MEZ

Nachdem ich im vorangegangen Jahr bereits einige Nächte im Bayerischen Wald zusammen mit Christian Schreiner beobachtet hatte (siehe hier und hier), so stand nun der Gegenbesuch bei mir in Brandenburg an. Mit im Gepäck hatte er seinen nagelneuen Selbstbau-Dobson, der uns an diesem Abend viel Freude bereiten sollte. Wir zogen ein relativ lockeres Programm durch, wobei es hauptsächlich darum ging, die Fähigkeiten des neuen Teleskops auszuloten, und nebenher auch noch ein paar knackige Objekte mit ins Programm zu nehmen.

(Neue) Nebel im Orion

Das erste Ziel war M 78, in dessen Umgebung dieser Tage ein "neuer" Nebel für Furore sorgte - McNeil's Nebel. Dieser veränderliche Nebel wurde nur wenige Wochen vor unserer Beobachtung von Jay McNeil auf einer CCD-Aufnahme von M 78 entdeckt. Wie sich später herausstellte, ist der Nebel aber auch auf einigen älteren Aufnahmen erkennbar, was auf seine Variabilität hindeutet.

McNeils Nebula (Neb) (Ori)

12,5": Mit indirekter Sicht und mittlerer bis hoher Vergrößerung ist der Nebel schwach aber deutlich als kleiner, länglicher Nebelfleck erkennbar. Das schwache Sternchen, direkt neben dem Nebel ist dagegen erheblich schwieriger erkennbar, und blitzt nur in wenigen Momenten auf.

8": Mit 8" Öffnung ist McNeils Nebel auch zur Zeit seiner großer Helligkeit nur außerordentlich schwierig erkennbar. Bei indirektem Sehen und leichter Tubusbewegung, gelingt es jedoch, einen schwachen Fleck an der Position des Nebels aufblitzend zu erhaschen.

NGC 2067 (Neb) (Ori)

12,5": Ein länglicher, schwacher Nebel, direkt nordwestlich von M 78. Der Nebel ist diesem scheinbar durch eine Dunkelwolke getrennt. Insgesamt ist der Nebel visuell viel besser erkennbar, als der Eindruck auf den meisten Fotografien vermuten lässt. In seinem Nordteil befindet sich ein deutliches Sternchen.

8": Mit indirekter Sicht als sehr schwacher, von M 78 deutlich abgespalteter Nebel erkennbar. Die längliche Form fällt auf. Allerdings stören die hellen Nebelmassen von M 78 fast schon die Beobachtung.

NGC 2064 (Neb) (Ori)

12,5": Bei mittlerer Vergrößerung als schwacher, ovaler Nebel mit geringer Ausdehnung erkennbar. Ein heller, etwas störender Stern befindet sich nordwestlich des Nebels. Deutlich heller als "McNeils Nebula".

*Wir blieben den Nebelmassen treu, schwenkten jedoch noch etwas gen Süden zum Pferdekopfnebel. Sowohl im 8" als auch im 12,5" ist die Dunkelwolke erkennbar!*

IC 434 (Neb) (Ori)

12,5": Mit UHC-Filter als deutliche, langgestreckte Nebelfläche erkennbar - allerdings erst in etwa 15-20' Distanz von Zeta Orionis. Einige Sterne, sowie die markante Dunkelbucht des Pferdekopfnebels sind bei genauerer Betrachtung zu entdecken.

B 33 (Dn) (Ori)

12,5": Schon ohne Filter indirekt als strukturlose Dunkelbucht sichtbar!! Bei 45x und UHC ist dann sogar die Figur des Pferdekopfes inklusive Schnauze und Hals erkennbar! Wirklich ein sehr interessanter Anblick, und wohl auch der Beweis, das es nicht unbedingt ein H-Beta-Filter sein muss, wenn die Bedingungen stimmen.

*Zum Abschluss noch einen sehr schwachen Sternhaufen, an dem ich mit dem 8" schon mehrfach gescheitert bin.*

Berkeley 20 (Oc) (Ori)

12,5":
Das Feld des Sternhaufens ist reich an helleren Sternen, die bei seiner Beobachtung sehr stören. Bei 3-5mm Austrittspupille ist zunächst nur ein sehr schwachen Nebel zwischen den hellen Sternen erkennbar. Mit indirekter Sicht werden dann einige sehr schwache Sterne aufgelöst. Insgesamt ein wirklich knackiges Objekt, das visuell nicht mit dem sehr schönen Eindruck auf dem DSS mithalten kann.

Interessante Galaxien in Ursa Major

In Ursa Major stapeln sich unzählige lohnende Galaxien in verschiedenen Ecken des Sternbildes. Man kann teilweise richtige Schätze entdecken. Einer davon ist sicherlich der berühmte Doppelquasar. Hier besteht die Möglichkeit, mit einem mittelgroßen Teleskop visuell eine Gravitationslinse zu beobachten! Zusätzlich hilft die helle Galaxie NGC 3079 beim suchen, und bietet selbst noch einen wunderbaren Anblick.

NGC 3079 (Gx) (UMa) 10,8mag

12,5": Eine wunderschöne, helle Galaxie in einem hübschen Sternfeld. Die Elongation des Halos ist beachtlich. In seinem Nordteil blitzt ein schwaches Sternchen auf. Besonders im Bereich des Zentralgebietes sind deutliche Strukturen auszumachen, wobei das Gebiet im Vergleich zum Halo deutlich nach Osten verschoben ist.

NGC 3073 (Gx) (UMa) 13,0mag

12,5": Knapp 10' westlich der hellen NGC 3079 findet sich diese Galaxie. Sie erscheint auf den ersten Blick recht schwach, ist aber einfach indirekt erkennbar. Im rund-ovalen Halo zeigt sich ein deutlich helleres Zentrum.

MCG+09-17-009 (Gx) (UMa) 14,6(Bmag)

12,5": Diese Galaxie stellt im Trio mit NGC 3079 und NGC 3073 das schwächste Mitglied dar. Sie erscheint etwas oval, und ist nur mit indirekter Sicht schwach aber eindeutig erkennbar.

QSO 0957+561 A/B (QSO) (UMa)

12,5": Der berühmte Doppelquasar in Ursa Major lässt sich durch seine Nähe zur hellen Galaxie NGC 3079 relativ leicht zu finden. Südöstlich von ihm befindet sich ein kleiner "Mini-Herkules" aus teilweise sehr schwachen Sternen, mit dem man sich recht schnell orientieren kann. Bei einer Austrittspupille von <1mm, kann man diese Gravitationslinse mit indirektem Sehen phasenweise erhaschen. Allerdings gelingt die Trennung der Komponenten nicht, und es wird nur ein winziger, länglicher Fleck erkennbar.

NGC 3073, 3079, MCG+9-17-009, QSO 0957+561 A/B

[Zeichnung der Region um die Galaxie NGC 3079 am 12,5" Dobson - der Doppelquasar befindet sich am oberen Rand] 

 

NGC 3184 (Gx) (UMa) 9,6mag

12,5": NGC 3184 ist eine herrliche, wenn auch lichtschwache Galaxie mit recht großer Ausdehnung. Auf den ersten Blick fallen der helle Kern, ein Halo mit geringer Flächenhelligkeit sowie ein Stern in dessen Nordteil auf. Mit indirekter Sicht werden nach einiger Beobachtung schwache Details erkennbar. Zwei Spiralarme winden sich entgegen des Uhrzeigersinns um den Kern - besonders des südliche ist relativ deutlich verfolgbar. Für die schwachen HII-Regionen sind selbst 30cm Öffnung scheinbar zu wenig.

M 81 (Gx) (UMa) 7,0mag

12,5": Der 12,5" Dobson bietet einen guten Eindruck der verhältnismäßig schwachen Spiralarme, dieser ansonsten sehr hellen Galaxie. Vom hellen Zentralgebiet her, sind nur schwache Verbindungen erkennbar. Ihre maximale Intensität erreichen die Arme erst in den "Ansen" der Galaxie, und winden sich von dort im Uhrzeigersinn über das Zentrum. Insgesamt kann eine Drehung von 180° vom Kern an nachvollzogen werden.

8": Wenn man die Spiralarme vorher einmal mit größerer Öffnung deutlich gesehen hat, findet man sie auch mit weniger Öffnung wieder. Im Gegensatz zur Beobachtung mit dem 12,5" sind die Arme jedoch nicht in ihrem gesamten Verlauf zu verfolgen. Sie wirken mit indirekter Sicht wie zwei, vom Kern völlig abgetrennte Bogen im Nord- und Südteil der Galaxie.

*Dann ging quer über den Himmel zum Sternbild Leo, wo ich die Zwerggalaxie Leo I beobachten wollte.*

UGC 5470 (Leo I) (Gx) (Leo) 10,2mag

8": Diese Zwerggalaxie befindet sich nur 20' nördlich des gleißend hellen Sterns Regulus. Sie wurde im Jahr 1950 von Harrington und Wilson auf den Platten des Palomar Sky Survey aufgefunden. Der helle Stern muss außerhalb des Feldes positioniert sein. Bei 98x ist dann nach einiger Beobachtung ein ziemlich schwacher, großer Nebel erkennbar. Sicherlich kein einfaches Objekt, aber bei entsprechenden Himmel wohl auch mit noch weniger Öffnung erkennbar.

Abell 779

Dieser Abell-Cluster besitzt dc 1 und rc 0 - klingt nicht all zu schwierig für den 12,5", vor allem da sich ganze 12 NGC-Galaxien im Zentralbereich tummeln. Die bei weitem hellste Galaxie NGC 2832 wurde von William Herschel gefunden. Sein Sohn John Herschel steuerte NGC 2825 bei. Die restlichen 10 NGC-Objekte wurden jedoch mit dem 72" von Lord Rosse, und fallen in punkto Helligkeit deutlich ab.

NGC 2832 (Gx) (Lyn) 11,8mag

Hellste Galaxie in Abell 779. Recht hell und einfach sichtbar. Ein großer, rund-ovaler Nebel mit hellem, flächigem Zentrum. NGC 2831 befindet sich direkt westlich.

NGC 2831 (Gx) (Lyn) 13,4mag

NGC 2831 befindet sich in Kontakt mit der viel helleren und größeren Galaxie NGC 2832. Es zeigt sich bei hoher Vergrößerung ein schwacher, kleiner Nebel, der ein helleres Zentrum zeigt.

NGC 2834 (Gx) (Lyn) 14,5mag

Sehr klein, rund-oval und nur indirekt schwach sichtbar. Das Zentrum ist schwach aufgehellt.

NGC 2825 (Gx) (Lyn) 14,4mag

Recht schwach, rund-oval und klein.

NGC 2830 (Gx) (Lyn) 13,9mag

Sehr schwierig und nur schwach erkennbar. Auffällig ist einzig die längliche Form.

NGC 2826 (Gx) (Lyn) 13,7mag

Zwar recht schwach aber mit indirekter Sicht einfach erkennbar. Ein flächiger, deutlich langgestreckter Nebel mit hoher Flächenhelligkeit. Die Nachbargalaxie NGC 2829 ist nicht sichtbar.

NGC 2839 (Gx) (Lyn) 14,2mag

Ziemlich schwach, aber indirekt als rund-ovaler, etwas größerer Nebel erkennbar. Schon am Rand von Abell 779.

NGC 2823 (Gx) (Lyn) 14,6mag

Dicht bei störendem Stern. Ein schwacher, länglicher Nebel, der indirekt zu etwa 50% der Zeit gehalten werden kann.

NGC 2833 (Gx) (Lyn) 14,8mag

Sehr schwach und oval. Auch mit indirektem Sehen alles andere als auffällig.

NGC 2827 (Gx) (Lyn) 14,8mag

Die Galaxie erscheint sehr schwach und diffus, ist jedoch eindeutig zentrisch zwischen 2 hellen Sternen zu orten. Ein schwacher Stern befindet sich direkt nordwestlich. 

NGC 2828 (Gx) (Lyn) 14,7mag

Sehr schwach und diffus, ohne weitere Details. NGC 2827 befindet sich 3' westlich. 

Danach schwenkten wir noch etwas durch den Frühlingshimmel (Virgo usw.), bevor wir uns zufrieden auf den Heimweg machten, um uns dort als Belohnung für den Anstrengungen über den verbliebenen Kuchen herzumachen. ;-)

Clear Skies
Matthias


Visual Deep Sky Observing and CCD-Imaging: www.Serifone.de