Beobachtungsnacht vom 1.9.2002

Instrumentarium: - 8" f/6 Meade Starfinder mit 40mm, 25mm,12,4mm und  6,4mm Okularen + UHC-Filter
                                 
Beobachtungsort:
südwestliches Land Brandenburg auf 52,4° n.B.

Bedingungen: Schon am Nachmittag zeigten sich nur noch lockere Haufenwolken vor einem tiefblauen Taghimmel. Die Abenddämmerung brillierte dann auch mit allerprächtigsten, schon fast kitschigen Farbtönen. So hatte ich dann schon rechtzeitig die Ausrüstung zurecht gelegt, und kurz vor Anbruch der Dunkelheit war ich wieder an meinem "Maisfeld" eingetroffen. Bereits zu diesem Zeitpunkt war M13 mit freiem Auge zu erkennen. Eine spätere Auszählung der Grenzgröße im schon recht tief stehenden Ursa Minor förderte einen fst* von mind. 6m4 in diesem Bereich zu Tage! In den Bereichen in Zenitnähe waren es 6m6! Es war schon etwas frischer, im Vergleich zu den dunstigen und sehr lauen Nächten von Juli und August. Größtes Problem des Abends, war die enorme Feuchtigkeit, die mich gegen Mitternacht zum Abbruch der Aktion zwang.


Beobachtung:

Zeit: 21.00 Uhr - 0.00 Uhr

Schon auf der Hinfahrt staunte ich nicht schlecht - Scorpius war mit seinen Scheren noch tief am Horizont sichtbar - ungewöhnlich für Brandenburg zu dieser Jahreszeit. Nach meiner Ankunft bemerkte ich, daß wohl ein Jäger seinen Hochsitz an meinen Beobachtungsplatz verlegt hatte. Nun ja - es war viel mehr eine kleine Leiter und ein noch kleinerer Podest zum sitzen - wohl die mobile Jagdstation. Jedenfalls lud sie wunderbar zum erklettern und Ausschau halten ein. Nachdem ich die Lage gepeilt hatte, gönnte ich mir noch etwas Ruhe und genoss die fortschreitende Dämmerung. Dann ging es an die ersten Testobjekte der Nacht.

Beta Scorpii - Ds - 13,7" 

Einfach bei 50x getrennt. Damit nimmt der nun schon sehr tief stehende Stern Abschied - zumindest für dieses Jahr. Die 2 Komponenten waren schon arg vom Seeing zerrissen.

Epsilon Lyrae - Ds - 209"/2,5"/2,4" 

Jetzt soll sich mein endlich wieder korrekt justierter Spiegel mal beweisen. Bei 50x zeigt sich freilich noch nicht viel. Dann krame ich mein neues 12,4mm Meade Super Plössl aus der Tasche, und es beweist sich gut. Beide Komponenten sind deutlich mit Zwischenraum getrennt bei 98x.

Nach einem so guten Ergebnis musste ich mir doch im gleichen Okular noch die hellen Haufen im Herkules ansehn.

M 13 (NGC 6205) (Gc) (Her) 5,9mag

Jetzt schaut er prächtig aus. Schon bei 50x sind viele Einzelsterne zu finden, aber jetzt bei 98x kommt der Spiraleffekt richtig zur Geltung. Erstmals kann ich den Vergleich mit einer Spinne am 8" nachvollziehen. Deutliche Arme mit helleren Sternketten ziehen sich mehrfach um den Haufen. Schön.

M 92 (NGC 6341) (Gc) (Her) 6,5mag

Doch viel kleiner und kompakter als M13, aber zentral extrem hell. Bei 50x ist nur der Rand aufgelöst, bei 98x löst sich der Haufen dann bis fast zum Kern in seine Elemente auf - nur die direkte Zentralregion bleibt ein fast ausgebrannt wirkender, gleißend heller Fleck.

Dann kam ich zum Hauptteil des Programmes. Der Schütze sollte noch einmal kräftig durchspechtelt werden, denn ich habe bisher längst nicht alle, seiner Kleinode gesehen.

Die Schätze des Sagittarius

NGC 6568 (Oc) (Sag) 8,6mag

Der Haufen hebt sich kaum aus dem Sternfeld herraus. Bei 98x zeigt sich ein mäßig auffallender Sternbogen - von West nach Ost gezogen mit dem "Bauch" nach Süden. Ziemlich Sternarm - ich kann dem Gebilde nur 15-20 Sterne zuordnen.

NGC 6583 (Oc) (Sag) 10,0mag

Am besten auch hier 98x. Deutlich ovaler, relativ schwacher Nebelfleck. Mit indirektem Sehen kann ich nur 1-2 der durchweg schwachen Haufenmitglieder auflösen. Trotzdem interessant.

NGC 6573 (Ast) (Sag)

Diese kleine Verdichtung ist bei 50x als winziger, kaum mehr als 1' großer Nebelknoten erkennbar. Er bereitet mir große Schwierigkeiten bei der Auflösung. Die Form bleibt selbst bei 190x länglich, dreieckig. 3 - 4 schwache Sterne blitzen auf, jedoch sind sie schwer zu halten. Das DSS-Bild enttarnt den Haufen als enge Gruppe von 6 12-13m-Sternen.

NGC 6578 (Pn) (Sag) 13,1mag

Erst bei 97x mit UHC deutlich als Nebel erkennbar. Ich muss den Nebel selbst bei dieser Vergrößerung aus dem Feld heraus blinken. Dicht östlich steht ein schwacher Doppelstern.

NGC 6595 (Neb) (Sag) 7,0mag

Ein bemerkenswertes Objekt. Etwas verwirrender Weise ist es als offener Sternhaufen eingezeichnet. So hab ich dann auch bei der Beobachtung "seltsamer diffuser Sternknoten" vermerkt. Des Rätsels Lösung - das DSS Bild zeigt einen deutlichen Nebel um den Stern im Zentrum den ich auch erkannt hatte - von einem Sternhaufen keine Spur. Der Nebel ist relativ schwach, aber gut wahrnehmbar. Ein UHC-Filter hilft kaum.

NGC 6537 (Pn) (Sag) 12,0mag

Trotz der größeren Helligkeit ist dieses Objekt wesentlich schwerer als NGC 6578! Es ist bei 97x mit UHC und indirektem Sehen stellar und ziemlich schwach. Nur dank der genauen Skizze gelang im Nachhinein die eindeutige Identifikation.

2. Akt - Die Lamda-Sagittarii Region

M 22 (NGC 6656) (Gc) (Sag) 5,1mag

Prächtig - besonders bei 97x sehr groß, und nur wenig durch den tiefen Stand geschwächt. Sehr reich, aber kaum zum Zentrum konzentriert. Der Haufen war sogar im beschlagenen Sucher zu erkennen. Selbst freisichtig war an der Position ein diffuser Fleck auszumachen! 

NGC 6642 (Gc) (Sag) 8,8mag

Fast übersehen. Von der Größe her gerade zu winzig. Erst bei 98x wird der Eindruck befriedigend. Der Haufen zeigt visuell kein helles oder auffälliges Zentrum.

NGC 6629 (Pn) (Sag) 10,5mag

Ich hatte an der Position die Wahl zwischen 2 Sternen. Bei 97x hat sich eines der Sternchen (das im N) ganz schnell als etwas nebelhaft geoutet. Das Objekt wirkte trotzdem fast stellar und ziemlich hell.

NGC 6638 (Gc) (Sag) 9,2mag

Hell (trotz der Werte deutlich heller als NGC 6642! Schon bei 50x auffallend und deutlich. Bei 97x ein ein relativ deutlicher Helligkeitsanstieg zum Zentrum zu erkennen.

NGC 6644 (Pn) (Sag) 12,2mag

Sehr hell! Ich habe es verglichen - er wirkt trotz der Werte so hell wie ein 9m-Stern und könnte sogar mit dem Feldstecher erreichbar sein. Auch bei hoher Vergrößerung völlig stellar.

3. Station - die Sternhaufen bei Xi 1 und 2 Sagittarii 

NGC 6717 - Palomar 9 (Gc) (Sag) 9,3mag

Mein erster Palomar! Schon bei 50x als deutliche Asymetrie bei Nu 2 Sagittarii entdeckt - der Haufen liegt direkt im Süden des Sternes. Es errinnerte mich alles etwas an NGC 404, wobei dieser Objekt etwas schwächer ist. Bei 190x war es schon etwas zu dunkel - auch hier waren 98x das Ideal. Jetzt wird Palomar 9 deutlich und mäßig groß. Ich staune wie einfach dieses Objekt zu beobachten ist. Ein ganz toller Spechteltip!

NGC 6716 - (Oc) (Sag) 7,5mag

Was für ein witziger Haufen! Ich dachte sofort - "Der schaut ja aus wie ein Smiley!". Zumindest im Newton bei 50x steht der Smiley richtig herum. Nun ja - eigentlich setzt sich das Gebilde aus 2 Sternbögen zusammen - dazu hat der Smiley noch einen Stern als "Nase". Insgesamt sind 6 sehr hell und 20 weitere schwächere Mitglieder zu erkennen. Nett.

Collinder 394 - (Oc) (Sag) 6,3mag

Unspektakular. Sehr groß und verstreut bei 50x. 2 auffallende Sternkette in NO-SW-Ausrichtung kennzeichnen den Ausdruck dieses Gebildes.

Dann wollte ich eigentlich eine ausgiebe Tou durch den Adler machen aber nach 2 Objekten war Schluss wegen starkem Taubeschlag der Optik.

NGC 6755 - (Oc) (Aql) 7,5mag

Den hatte ich heller in Erinnerung. Sehr groß und nur bei 50x sinnvoll zu beobachten. Es zeigen sich 2 deutlich getrennte mit Sternen durchsetzte Nebelgebiete, wobei das südlichere deutlich mehr Sterne enthält, und wohl auch die helleren Haufenmitglieder. Den schwächeren Nordteil bildet wohl der Sub-Cluster Czernik 39.

NGC 6756 - (Oc) (Aql) 10,6mag

Phasenweise viel auffälliger als NGC 6755. Relativ hell und deutlich oval bis fast länglich. Der Haufen scheint aus mehreren hellen Nebelknoten zu bestehen, wobei hier besonders die nördliche Ecke hell erscheint. Kein Stern aufgelöst!

Nachdem ich mühevoll mal einen Moment den Optik taufrei halten konnte war mir noch ein Schwenk in den Pegasus vergönnt.

NGC 1 - (Gx) (Peg) 12,9mag 

Ja - Nr. 1 gibt es natürlich auch. Bei 97x Vergrößerung ist ein deutlich W-O elongiertes kleines Nebelchen zu erhaschen. Nichts spektakuläres, aber man hat es halt mal gesehen. :)

Dann ging es über diverse Feldwege heimwärts. Nach einer Biegung gen Osten erschrak ich plötzlich im Angesicht der schmalen Mondsichel, tief über dem völlig dunstfreien Horizont. Was für ein wundervolles Bild! Auch der Fuhrmann war bereits markant aufgegangen.

Während ich diese Zeilen hier tippe, senkt sich draußen die Sonne und schon sind wieder die ersten Sterne vor dunstfreiem tiefblauem Hintergrund zu erkennen. Diese Nacht schreit förmlich nach einer Fortsetzung!  :)

Clear Skies
Matthias


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