Beobachtungsabend vom 16.11.2001

Instrumente:  2,5" f/13,3 Zeiss Refraktor; 8-24x50 Zoom-Feldstecher

Zeit: 21.30 Uhr - 00.00 Uhr

Ort:  Land Brandenburg auf 52,5° n.B. - freies Feld mit Rundumsicht

Bedingungen:

Kein störender Mond - Temperaturen um den Gefrierpunkt, aber dabei sehr feucht - aufkommender Nebel, der die Sichtung von Objekten südlicher -20° Dekl. unmöglich machte - ansonsten gute Durchsicht - gutes Seeing.

Grenzgröße, unadaptiert 6m1 (nach Durchzählung im Pegasus) im Zenit vielleicht 6m3! Später durch aufkommenden Nebel 5m9! 

Beobachtungsziele: Regionen Cassiopeia und Gemini

Naked-Eye-Objekte: 

auffällig: M31, M42, M45, NGC869, NGC884

weiterhin sichtbar: M34, M35, M39, NGC752, NGC2244, IC1396, Mel20, Mel 25, Cr69, Cr89, Stock2

Beobachtung

Zuerst stand der Komet auf der Wunschliste. Er war seit neulich (13.11) schon ein gutes Stück auf Algol zugewandert.

Komet C/2000 WM1 LINEAR

Seltsam, heute erscheint er schwächer als letztens, obwohl ich fast im Zenit beobachte. Er war deutlich heller, als M78 oder M1 mit ihren 8m0 Helligkeit. Diesmal muss ich aber auch meine 6m5 Schätzung etwas zurücknehmen, aber 7m0 bis 7m5 werden es sicher gewesen sein. Er war sehr leicht im Feldstecher als diffuser Fleck auszumachen. Im Teleskop meinte ich wiederum einen Schweifansatz ausmachen zu können. Er zeigte meiner Meinung nach auf Algol, oder zumindest grob in diese Richtung.

An dieser Stelle noch einmal Danke an Ronald Stoyan, der mir die nach Beobachtungen koregegierten Positionen der Stock-Sternhaufen zukommen lies. Nun waren vorherige Wackelkandidaten eindeutig zu identifizieren.

Stock 5(Oc)(Cas)

Etwa 10 - 12 mittelhelle Sterne bilden eine lockere Gruppe, zu der auch einige hellere Sterne hinzu gezählt werden können, darunter z.B. 53 Cassiopeiae. Nun ist die Haufenstruktur deutlich, allerdings wenig beeindruckend.

NGC886(Stock 6)(Oc)(Cas)

20 - 30 Sterne bilden einen größeren lockeren Haufen. Einige Sternketten sind erkennbar. Der Haufen hebt sich bei kleiner bis mittlerer Vergrößerung gerade noch aus der Milchstrasse heraus.

Mel 15(Oc)(Cas)

Nur etwa 10 mittelhelle verstreute Sterne erkennbar. Gering vergrößern, sonst ist die Ansammelung nicht mehr zu erkennen. Der Nebel IC1805 ist nicht erkennbar.

NGC1027(Oc)(Cas)

Bei kleinster Vergrößerung wirkt dieser OC wie eine Sternwolke mit Zentralkondensation. Bei höherer Vergrößerung eher sternarme Ansammelung mit hellem Stern im Zentrum. 

Stock 23(Oc)(Cam)

Sehr interessanter Sternhaufen! Auffällig ist zunächst ein Sternenviereck. Bei mittlerer Vergrößerung wirkt das Ganze dann wie eine abstrakte Variante des "Kleinen Wagens". 20 - 30 Sternen scheinen teilweise verbindende Sternkette zwischen den hellsten Sternen zu bilden. Lohnend.

NGC884+NGC869(h+chi Persei)(Oc)(Per)

Dieses markante Gebilde der Perseus OB1 Assoziation war einfach mit freiem Auge sichtbar. Fast gelang es, die längliche Wolke in zwei getrennte Gebilde zu teilen. Der Atem stockte, als ich nach dem wahnsinnigen Anblick im 40mm Okular das 25mm Okular am Okularrevolver eindrehte. NGC869 bleibt mit seinen vielen schwachen Sternen weiterhin mein Favorit.

Stock 2(Oc)(Cas)

Nicht zu hoch vergrößern. Spätestens im 25mm Okular sprengt der Haufen die Dimensionen des Gesichtsfeldes, und die Gestalt des Muskelmannes wird wieder unscheinbar. Erstmals fiel mir auf, das er gut als matter Nebel mit freiem Auge sichtbar ist. Man übersieht ihn im Angesicht von h u. chi fast.

NGC744(Oc)(Per)

Schwächerer Sternhaufen. Leicht ovaler schwacher Nebel. 

Stock 4(Oc)(Per)

Leicht auflösbare Sternwolke verstreuter mittelheller und schwacher Sterne. Eigentlich ein wirklich interessanter Haufen, der vielleicht sogar im Feldstecher sichtbar ist.

NGC457(Oc)(Cas)

Ich hab ihn heut fast übersehen, und mich zunächst am wunderbare farbigen, aber weiten Doppelstern Phi Cassiopeiae. Dann treten die Sternketten hervor und ich erkenne "ET" wieder. Wirklich prächtig, wie er mich vom Himmel her "anstarrt". Wie hell muss wohl Phi Cassiopeia von den Mitgliedssternen des Haufens wirken, wenn er mich im Teleskop schon derart blendet.

M103(NGC581)(Oc)(Cas)

Auffällig bei kleiner Vergrößerung. Längliche Form, die mit schwachen Sternen dreieckig wirkt. Wird nie mein Lieblingssternhaufen.

NGC433(Stock 22)(Oc)(Cas)

Ziemlich sternarm. Einige hellere Mitglieder erkennbar, aber keine schwächeren. Wenig lohnend.

NGC7789(Oc)(Cas)

Einfach aufzufinden ohne Karte, wenn man weiß, wo man suchen muß. Es ist ein riesiger Nebelfleck zu erkennen. Die Nacht ist so gut, das ich duzende Nadelfeine Sterne auflösen kann. Wenn der Haufen wirklich 900 Mitglieder hat, ist das wohl erst ein kleiner Vorgeschmack. Einfach nur prachtvoll.

*Ein verwegener Versuch*

NGC7000(Neb)(Cyg)

Außerhalb der Saison immer noch gut auszumachen. Ich kann die Antlantikküste gut verfolgen, und auch der Golf von Mexiko ist sichtbar, auch wenn der Gesamteindruck heute partout nicht ein Nordamerika werden will. Im Feldstecher fand ich den Nebel wesentlich schwieriger.

*Dann waren die Zwillinge an der Reihe. Sie haben bereits am späten Abend eine günstige Höhe erreicht, die den perfekten Kompromiss zwischen Halsschmerz und Dunstbeobachtung bildet.*

M35(NGC2168)(Oc)(Gem)

Der Sternhaufen war indirekt als Nebel am Fuß der Zwillinge zu erkennen. Schon im Feldstecher wunderbar, aber im Teleskop wurde das Gesichtsfeld richtig schön voll! Insgesamt wirkt der Haufen fast dreieckig, wobei die Kanten abgerundet sind. Zunächst fallen viele helle Sterne auf, die diese Form unterstützen. Jeder Okularwechsel fördert mehr mehr Sterne hervor. Besonders hübsch war es bei mittlerer Vergrößerung, wo sprunghaft indirekt viele schwache Sterne zum Vorschein kamen!

*Die "Begleiter" NGC2158 und 2157 finde ich auf die Schnelle nicht, also weiter gen Süden...*

NGC2129(Oc)(Gem)

Zunächst erstmal nur zwei helle Sterne - doch wo ist der Haufen. Höhere Vergrößerung förderte einige verstreute schwache Sterne hervor, die sich um die helleren gruppierten. An und für sich schwierig zu erkennen.

NGC2175(Oc)(Ori)

Noch so ein kritischer Fall. Ziemlich schwierig auf Anhieb zu finden! Ein heller Stern befindet sich an der Seite einer Ansammelung schwächerer Sterne. Man muss die Augen gut adaptieren, um diese Sterne zu erkennen. Wenn man den Haufen gefunden hat, wirkt er allerdings recht hübsch!

*Nochmals zurück zu M35 - die scheinbaren Begleitsternhaufen reizen zu sehr!*

NGC2158(Oc)(Gem)

Wow - der hat es in sich! Trotz gutem Himmel ist bei kleinster Vergrößerung erst einmal kaum etwas auszumachen! Doch halt - indirekt hab ich einen Schimmer wahrgenommen, der mit der Position übereinstimmt. Also genau konzentrieren und dann ist er plötzlich ganz deutlich. Eher kleinerer schwacher Nebel. Nicht einmal körnig auflösbar. Nicht so klein wie erwartet. Die Form ist eher oval. Nur indirekt ist er ganz gut zu erkennen. Glaube ich gern, das der 6x soweit entfernt ist, wie M35, und da die Helligkeit mit dem Quadrat der Entfernung abnimmt....

NGC2157(Oc)(Gem)

Auch noch ziemlich nahe bei M35. Nur indirekt erkennbar, aber dann sprunghaft hell, wenn man das Wort hell vorsichtig auslegt! Deutlich längliche Form.

Cr 89(Oc)(Gem)

Der Haufen war mit bloßem Auge zu erkennen, und ich verwechselte ihn zunächst mit M35. Im Teleskop sind nur einige verstreute helle Sterne zu erkennen, die sich in den reichen Milchstraßenhintergrund einpassen.

Bochum 1(Oc)(Gem)

Was ist denn das? Hmm - Haufen?: Fehlanzeige. Erste Frage - wurde der von Bochum aus entdeckt, oder hieß sein Entdecker Bochum? Wenn ersteres der Fall sein sollte, das müsste er sehr hell sein, aber da ist einfach nichts zu erkennen, was die Bezeichnung Sternhaufen verdient. An besagter Stelle finden sich einige verstreute Sterne, aber meiner Ansicht nach, ist bei ihnen kein Haufencharakter zu erkennen. Seltsam - den schau ich noch mal an. Vielleicht werd ich dann schlauer daraus.

Dann hab ich den Feldstecher gezückt, und bin kurz einmal durch die Milchstraße gehoppt. Ja unser netter Komet entwickelt sich ja prächtig, Mel20 ist wie immer ein sehr schönes Objekt, aber auch M34, der sich bei 8x schon fast vollständig auflöst. Nicht zu vergessen die unvergleichlichen h und chi - wundervoll! Dann M81 und M82 - na ja nicht ganz Milchstraße ;), aber schöne Feldstecher-Nebel. Schön waren auch die 3 Nebelchen M36, M37 und M38 im Fuhrmann die, jeder für sich, ihren ganz eigenen Charme haben. M35 hatten wir ja bereits, aber deshalb wird es nie langweilig. Auch M42 war wunderbar zu erkennen, während ich für M78 schon auf 20x Hochvergrößern musste, und selbst dann lag er noch am Rande des wahrnehmbaren.

*Dann wurde die letzte Runde im Orion eingeläutet*

M78(NGC2068)(Rn)(Ori)

Im Zeiss ist er dann wunderbar zu erkennen. Aber da mein 10mm Okular zugefroren ist, musste ich mich mit Vergrößerungen um 30x zufrieden geben. Jetzt fällt mir auf, das ich ihn mit dem Zeiss noch gar nicht beobachtet habe. Der alte 3" Newton zeigt immer nur einen kleinen Nebel. Im Zeiss ist auch der zentrale Stern zu erkennen. Andere Beobachter berichten von zwei Sternen, aber das kann ich leider aufgrund der niedrigen Vergrößerungen nicht nachvollziehen. Immerhin wirkt der Nebel ziemlich strukturiert.

NGC2024)(Neb)(Ori)

Endlich kann dieser Nebel aufgefunden werden, aber Zeta Ori ist wirklich ein Schwerenöter. Er wagt es sich doch einfach, sich auf den Nebel zu "setzen" und ihn ziemlich zu überstrahlen. Das Licht des Sternes streut wirklich, aber an der Seite des Flame-Nebels zeigt diese Streuung eine deutliche Erweiterung. Das ganze konnte ich nur indirekt beobachten und auch von Strukturen war leider nichts zu sehen. Schade, aber vielleicht mal in einer anderen(=größeren) Optik probieren.

Das war es dann. Alle Beobachtungsziele wurden erfolgreich erreicht, und so brach ich leicht durchgefroren auf. Das das eine gute Idee war, zeigt sich dann eine halbe Stunde später, als eine Mix aus Nebel und Wolken über uns schwappte..

Clear Skies an alle Sternfreunde.


Deep-Sky und Planetenbeobachtung mit kleinen Teleskopen: www.Serifone.de